Welche Bereiche sind versicherbar?
Rechtsschutzversicherungen funktionieren nach dem "Baukasten-Prinzip": Es gibt mehrere
Schutzbereiche oder Rechtsbereiche, die Du nach bestimmten Regeln kombinieren kannst. So kannst Du
Dir ein individuelles Versicherungspaket schnüren, das genau zu Deinen Bedürfnissen passt. Die
wichtigsten Bausteine einer Rechtsschutzversicherung sind:
- Privatrechtsschutz
- Berufsrechtsschutz
- Verkehrsrechtsschutz
- Wohnrechtsschutz (Mieterrechtsschutz)
- Vermieterrechtsschutz
- Strafrechtsschutz
Die Bereiche Privat-, Verkehrs-, Vermieter- und Strafrechtsschutz kannst Du jeweils einzeln
abschließen. Die Bereiche Berufsrechtsschutz und Wohnrechtsschutz gibt es meistens nur gemeinsam
mit einer Privatrechtsschutz-Versicherung.
Im Folgenden erfährst Du, was genau in diesen Versicherungsblöcken eingeschlossen ist.
Privatrechtsschutz
Der Privatrechtsschutz greift bei Streitigkeiten, in die Du als Privatperson
geraten kannst. Das sind beispielsweise Auseinandersetzungen mit Nachbarn, Händlern oder
Dienstleistern, einer Versicherung oder einer Behörde. In solchen Fällen übernimmt die
Rechtsschutzversicherung die Kosten für ein Gerichtsverfahren. Häufig werden Streitigkeiten im
Privatrecht aber außergerichtlich gelöst. Eine gute Rechtsschutzversicherung sollte die Kosten
für eine Mediation übernehmen.
Die folgenden Sachbereiche sind in einer Privatrechtsschutz-Versicherung normalerweise enthalten:
Vertrags- und Sachenrecht
Dazu zählen beispielsweise Kaufverträge und Verträge, die Du mit einem Dienstleister abschließt.
Du bekommst etwa Hilfe von der Rechtsschutzversicherung, wenn Du Ärger mit einem Händler, einem
Handwerker, Reiseveranstalter oder einer Versicherung hast.
Beispiel:
Du kaufst über das Internet einen neuen Schrank und überweist das Geld
im Voraus, aber die Ware kommt nie bei Dir an. Auf Nachfragen reagiert der Verkäufer nicht und auch
Dein Geld erhältst Du nicht zurück.
Sozial-, Verwaltungs- und Steuerrecht
In diesen Bereich fallen Streitigkeiten, die Du mit einer staatlichen Einrichtung hast,
beispielsweise mit dem Finanzamt oder einer gesetzlichen Krankenversicherung.
Beispiel:
Das Finanzamt ist der Meinung, dass Du in Deiner letzten Steuererklärung
zu hohe Sonderausgaben geltend gemacht hast. Es verlangt von Dir eine saftige Nachzahlung.
Schadensersatz und Schmerzensgeld
Schadensersatz kannst Du einfordern, wenn Dir ein Sach- oder Vermögensschaden entstanden ist.
Schmerzensgeld bezieht sich auf immaterielle Schäden, also auf körperliche und psychische
Verletzungen, die Dir zugefügt wurden.
Beispiel:
Du wirst beim Spazierengehen von einem Hund gebissen und forderst vom
Tierhalter Schmerzensgeld.
Opferrechtsschutz
Viele Versicherungen unterstützen Dich auch dann, wenn Du Opfer einer Straftat wirst. Du kannst in
dem Strafprozess gegen den Täter als Nebenkläger Schmerzensgeld und Schadenersatz einfordern.
Beispiel:
Ein Betrunkener beginnt mit Dir in einem Lokal einen Streit und schlägt
Dir mit der Faust ins Gesicht. Du erleidest einen Nasenbeinbruch.
Rechtsschutz bei Ordnungswidrigkeiten
Unter Ordnungswidrigkeiten versteht man leichtere Rechtsverstöße, bei denen keine Strafe, sondern
nur ein Bußgeld verhängt wird. Du erhältst Hilfe von der Rechtsschutzversicherung, wenn Du der
Meinung bist, dass Du die Ordnungswidrigkeit gar nicht begangen hast oder das Bußgeld zu hoch
angesetzt wurde.
Beispiel:
Du sollst Bußgeld zahlen, weil Du bei einer Polizeikontrolle einen
abgelaufenen Personalausweis vorgezeigt hast. Deinen neuen Personalausweis hast Du zwar rechtzeitig
beantragt, aber nicht rechtzeitig erhalten. Deshalb bist Du der Meinung, dass das Bußgeld
ungerechtfertigt ist.
Beratungs-Rechtsschutz im Familien- und Erbrecht
Gerichtsprozesse im Familien- und Erbrecht, etwa in Zusammenhang mit Scheidungen, sind im
Versicherungsschutz normalerweise nicht eingeschlossen. Viele Versicherungen bieten aber eine
kostenlose Rechtsberatung an.
Beispiel:
Du erbst von einem Familienangehörigen ein Grundstück, das aber mit
einer Hypothek belastet ist. Nun überlegst Du, ob Du das Erbe antreten oder ausschlagen sollst.
Berufsrechtsschutz
Eine Berufsrechtsschutz-Versicherung, auch Arbeits-Rechtsschutz genannt, unterstützt Dich
als angestellten Arbeitnehmer, wenn Du einen Rechtsstreit mit Deinem Arbeitgeber
hast. Meistens kannst Du diesen Baustein nur in Verbindung mit einer Privatrechtsschutz-Versicherung
wählen.
Die Berufsrechtsschutz-Versicherung ist aus folgendem Grund besonders wichtig: Bei
arbeitsrechtlichen Prozessen gilt nicht die Grundregel, dass der Verlierer die Prozesskosten der
Gegenseite trägt. Stattdessen trägt jede der beiden Streitparteien die eigenen Kosten selbst. Das
bedeutet, dass Du ohne Rechtsschutzversicherung in jedem Fall etwas zahlen musst - selbst wenn das
Gericht Dir recht gibt!
Typische Fälle, in denen Dir eine Berufsrechtsschutz-Versicherung weiterhilft, sind:
- eine ungerechtfertigte Kündigung
- eine ungerechtfertigte Abmahnung
- ausbleibende Gehaltszahlungen
- ausbleibende Zahlung von Sonderbezügen (z.B. Weihnachtsgeld)
- ein falsches oder sehr nachteiliges Arbeitszeugnis
- Mobbing am Arbeitsplatz
- ein ungerechtfertigtes Disziplinarverfahren
Beispiel:
Dein Arbeitgeber spricht Dir eine fristlose Kündigung aus, ohne dass Du
vorher eine Abmahnung erhalten hast. Nun willst Du juristisch dagegen vorgehen.
Falls Du selbstständig bist, ist für Probleme im Zusammenhang mit der unternehmerischen Tätigkeit
übrigens nicht die private Rechtsschutzversicherung zuständig. Hier greift eine gewerbliche
Rechtsschutzversicherung.
Verkehrsrechtsschutz
Die Verkehrsrechtsschutz-Versicherung unterstützt Dich immer dann, wenn Du als
Verkehrsteilnehmer in einen Rechtsstreit gerätst. Versichert bist Du normalerweise als:
- Fahrzeugeigentümer
- Fahrer eines fremden Fahrzeugs
- Fahrer oder Insasse eines Fahrzeugs, das auf einen Versicherungsnehmer zugelassen ist
- Käufer oder Mieter von Fahrzeugen
- Radfahrer
- Fußgänger
- Fahrgast in öffentlichen Verkehrsmitteln
Warum Du einen Verkehrs-Rechtsschutz zusätzlich zur verpflichtenden Kfz-Haftpflichtversicherung
brauchst? Mit der Haftpflicht sind nur die Kosten für Sach- und Personenschäden abgedeckt, nicht
aber die Kosten für einen Gerichtsprozess, der daraus entsteht. Das Gleiche gilt für eine
Kasko-Versicherung, die Du freiwillig abgeschlossen hast.
Typische Fälle, in denen Dir die Verkehrsrechtsschutz-Versicherung weiterhilft, sind:
- Streitigkeiten um die Schuldfrage bei Unfällen
- Streitigkeiten um Schmerzensgeld oder Schadensersatz nach Unfällen
- rechtliche Auseinandersetzungen beim Autokauf
- Auseinandersetzungen um Garantiefälle und Reparaturen
- ein ungerechtfertigter Bußgeld-Bescheid, z.B. wegen Schnellfahrens
- ein ungerechtfertigter Führerschein-Entzug
Beispiel:
Du kaufst bei einem Autohändler einen Gebrauchtwagen. Nach wenigen
Wochen hat der Wagen einen Defekt, der nur durch eine teure Reparatur zu beheben ist. Du glaubst,
dass der Mangel schon zum Zeitpunkt des Kaufs bestanden hat, und forderst Geld zurück. Der Händler
argumentiert aber, der Schaden sei erst später aufgetreten.
Wohnrechtsschutz (Mieterrechtsschutz)
Eine Wohn- oder Mieterrechtsschutz-Versicherung schützt Dich als Mieter oder Eigentümer
einer Immobilie, also eines Hauses oder einer Wohnung. Abgesichert sind zahlreiche
Streitigkeiten, die rund um das Thema Wohnen entstehen können, etwa wenn Du Ärger mit dem
Vermieter, der Hausverwaltung oder mit Nachbarn hast. Meistens gibt es den Baustein Wohnrechtsschutz
nur gemeinsam mit einer Privatrechtsschutz-Versicherung.
Wohnrechtsschutz als Mieter
Wenn Du in einer Wohnung zur Miete wohnst, kann es Dir jederzeit passieren, dass Dir Dein Vermieter
kündigt oder plötzlich mehr Geld verlangt. Wenn es zu einem Prozess kommt, kann es rasch um viel
Geld gehen - ohne Rechtsschutzversicherung ein hohes Risiko!
Typischerweise greift der Mieter-Rechtsschutz in folgenden Fällen:
- einer ungerechtfertigten Kündigung
- einer ungerechtfertigten Mieterhöhung
- einer fehlerhaften Betriebskostenabrechnung
- Mängeln der Mietwohnung, die der Vermieter nicht behebt
- bei Schönheitsreparaturen, die in Rechnung gestellt werden
Beispiel:
In Deiner Wohnung tritt ein starker Schimmelbefall auf. Der Vermieter
weigert sich, die Kosten für eine Wohnungssanierung zu übernehmen. Er argumentiert, dass Du falsch
gelüftet hast und daher selbst an dem Schimmelbefall schuld bist.
Wohnrechtsschutz als Eigentümer
Als Wohnungs-, Haus- oder Grundstückseigentümer kannst Du in Schwierigkeiten mit Nachbarn,
Behörden oder der Hausverwaltung kommen. Die Wohnrechtsschutz-Versicherung greift beispielsweise in
folgenden Fällen:
- bei einem Streit um Grundbuch-Fragen
- bei einem fehlerhaften Grundsteuer-Bescheid
- bei Streitereien mit Nachbarn, etwa wegen Lärmbelästigung
- einer ungerechtfertigten Betriebskosten-Erhöhung durch die Hausverwaltung
Beispiel:
Ein Nachbar beschädigt bei Bauarbeiten die Fassade Deines
Einfamilienhauses. Du forderst dafür Schadensersatz.
Vermieterrechtsschutz
Das Gegenstück zum Mieter-Rechtsschutz ist der Vermieter-Rechtsschutz. Er greift immer dann, wenn
Du als Vermieter in einen Rechtsstreit mit der Mietpartei gerätst, z.B. wegen
- ausstehenden Mietzahlungen
- einem Konflikt über die Betriebskosten
- einer Räumungsklage
Beispiel:
Du hebst die Miete gesetzeskonform auf das "ortsübliche Niveau" an. Der
Mieter ist der Ansicht, die Mieterhöhung sei unzulässig und akzeptiert sie daher nicht.
Strafrechtsschutz
Der Baustein Strafrechtsschutz schützt Dich dann, wenn Du einer Straftat
bezichtigt wirst. Falls Du diesen Baustein wählst, dann achte unbedingt auf die genauen
Bedingungen: Viele Rechtsschutzversicherungen zahlen nicht, wenn Dir eine schwere Straftat
vorgeworfen wird! Man unterscheidet im Strafrecht grundsätzlich zwischen:
- Verbrechen: Dazu zählen schwere Delikte wie Mord, Vergewaltigung, schwerer Betrug, Raub oder
Brandstiftung.
- Vergehen: Das sind weniger schwere Delikte wie Diebstahl, Körperverletzung oder Nötigung.
- Vorsätzlichkeit: Das bedeutet, dass man eine Tat mit Absicht begangen hat.
- Fahrlässigkeit: Das heißt, dass man zwar nicht mit Absicht eine Tat begangen hat, durch sein
Verhalten aber trotzdem eine Schuld daran trägt.
Einige Versicherungen übernehmen den Fall von vornherein nur dann, wenn Dir ein fahrlässig
begangenes Vergehen vorgeworfen wird. Andere unterstützen Dich auch, wenn die Anklage auf
Vorsätzlichkeit oder ein Verbrechen lautet. Falls Du vom Gericht dann tatsächlich schuldig
gesprochen wirst, kann es sein, dass die Rechtsschutzversicherung Geld zurück verlangt.
Beispiel:
Du fährst mit dem Auto einen Fußgänger an, der schwer verletzt wird.
Nun wirst Du wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt, weil Du angeblich mit überhöhter
Geschwindigkeit unterwegs warst. Um nicht zu einer hohen Geldstrafe verurteilt zu werden, musst Du
beweisen, dass der Vorwurf nicht stimmt.
Worauf sollte man bei der Auswahl achten?
Auch die beste Rechtsschutzversicherung kann Dir keinen 100-prozentigen Schutz in allen
Lebensbereichen bieten. Es gibt aber sehr umfassende Tarife und solche, die lückenhaft sind. Achte
beim Rechtsschutz-Vergleich auf folgende Kriterien:
Wie hoch ist die Deckungssumme?
Als Deckungssumme bezeichnet man die Höchstgrenze, bis zu der die
Rechtsschutzversicherung die Kosten übernimmt. Für eine unbegrenzte Deckungssumme verlangen die
meisten Versicherungen einen Aufpreis. Umfassend geschützt bist Du mit einer Deckungssumme von rund
1 Million Euro, über diesen Betrag gehen selbst sehr lange und aufwendige Verfahren selten hinaus.
Mit einer geringeren Selbstbeteiligung ist die Rechtsschutzversicherung meist günstiger. Du
riskierst aber auch, dass Du auf einem Teil Deiner Kosten sitzenbleibst.
Wie hoch ist die Selbstbeteiligung?
Eine Selbstbeteiligung ist ein fixer Betrag, für den Du selbst aufkommst. Er liegt
bei vielen Tarifen im Bereich von 150 bis 250 Euro. Eine Rechtsschutzversicherung ohne
Selbstbeteiligung ist vor allem bei kurzen Verfahren vorteilhaft, die vergleichsweise wenig kosten.
Meistens - nicht immer - ist eine Rechtsschutzversicherung ohne Selbstbeteiligung aber teurer.
Gut zu wissen: Die Selbstbeteiligung entfällt, wenn die gegnerische Partei den Prozess verliert und
für die gesamten Prozesskosten aufkommen muss. Eine Rechtsschutzversicherung ohne
Selbstbeteiligung, für die Du deutlich höhere Prämien zahlst, muss also nicht automatisch die
beste Rechtsschutzversicherung sein.
Welche Wartezeiten gibt es nach Abschluss der Rechtsschutzversicherung?
Meistens kannst Du die Leistungen einer Rechtsschutzversicherung nicht sofort nach Vertragsbeginn in
Anspruch nehmen. Verbreitet ist eine sogenannte Wartezeit von 3 Monaten. Damit
wollen die Versicherungen verhindern, dass Du den Vertrag erst abschließt, wenn ein Rechtsstreit
bereits vorhersehbar ist. Wartezeiten gelten üblicherweise im Berufs- und Wohnrechtsschutz. Im
Verkehrsrechtsschutz bist Du meist sofort geschützt, weil Verkehrsunfälle nicht vorhersehbar sind.
Wer ist durch die Rechtsschutzversicherung geschützt?
Bei einer Rechtsschutzversicherung unterscheidet man zwischen Single- und
Familientarifen. Bei einem Familientarif sind auch Partner und Kinder mitversichert. Der
Schutz gilt oft sogar für Kinder bis zum 25. Lebensjahr, solange sie sich in einer Ausbildung
befinden. Familientarife sind deutlich günstiger als mehrere separate Verträge. Falls Du allein
lebst, ist der Single-Tarif ausreichend.
Wo gilt der Versicherungsschutz?
Der Geltungsbereich einer Rechtsschutzversicherung ist üblicherweise auf Europa oder
Deutschland beschränkt. Er kann für die einzelnen Bausteine aber unterschiedlich sein:
Meistens gilt der Versicherungsschutz in den Bereichen Privatrecht und Verkehrsrecht europaweit,
wobei die Deckungssumme im Ausland geringer sein kann. Die Bereiche Berufsrechtschutz, Mieter- und
Vermieter-Rechtsschutz beschränken sich dagegen normalerweise auf Deutschland.