Ausbildungsdauer 
3 Jahre
Empf Schulabschluss 
Realschule
Ausbildungsgehalt 
923

Circa 12 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Hörminderung. Und dabei handelt es sich nicht nur um alte Leute. Auf 1.000 neugeborene Kinder kommen beispielsweise zwei mit einer Hörbeeinträchtigung. Aber auch Unfälle, Tinnitus oder andere Ursachen können dazu führen, dass jemand nicht mehr vollständig hören kann. Wenn das Gehör beeinträchtigt ist, hat das enorme Folgen auf die gesamte Kommunikationsfähigkeit eines Menschen und damit auf sein soziales Leben in all seinen Facetten. Hörgeräteakustiker bzw. Hörakustiker, wie der Beruf seit 2016 heißt, helfen mit modernster Technik, Hörminderungen auszugleichen. Was Du in der Hörakustiker-Ausbildung lernst, welche Voraussetzungen Du mitbringen musst und welche Karrierepfade es im Anschluss gibt, zeigen wir Dir hier.

Wo kann ich eine Hörakustiker-Ausbildung machen?

Die duale Ausbildung als Hörakustiker absolvierst Du sowohl in den Handwerksbetrieben als auch in der Berufsschule. Lernorte sind daher:

  • Dein Ausbildungsbetrieb
  • die Bundesoffene Landesberufsschule für Hörakustiker in Lübeck

Bei anderen Handwerksberufen gibt es meist eine Berufsschule in der näheren Umgebung. Bei den Hörakustikern ist dies allerdings anders, denn hier existiert nur eine einzige Berufsfachschule in ganz Deutschland. Dies ist die Bundesoffene Landesberufsschule für Hörakustiker in Lübeck. Sie ist zuständig für die überbetriebliche Ausbildung, die Meisterausbildung sowie für berufsständische Fort- und Weiterbildung Hier wird auch eine duale Umschulung für Personen angeboten, die bereits eine Berufsausbildung mit einem passenden Inhalt absolviert haben. Außerdem wird auch ein Bachelor-Studiengang im Bereich Hörakustik angeboten, der als Präsenzstudiengang in Lübeck und in Betrieben stattfindet.

Umschulung

Wenn Du schon eine Berufsausbildung hast, kannst Du intern bei bestimmten Betrieben eine Ausbildung zum Hörakustiker machen. Besonders begehrt sind verwandte Berufe, wie Augenoptiker. Denn die betrieblichen Rahmenbedingungen sind ähnlich – nur das Sinnesorgan ist ein anderes. Mit inhaltlichen Schulungen wirst Du meist innerhalb eines Jahres geschult. Die Nachfrage ist so hoch, dass die Betriebe manchmal sogar mit dem Angebot der Kostenübernahme für die Umschulung um potentielle Quereinsteiger werben.

Mit unserer Ausbildungsplatzsuche kannst Du hier herausfinden, wo Du Dich überall für eine Hörakustiker-Ausbildung bewerben kannst!

Welche Voraussetzungen brauche ich für eine Hörakustiker-Ausbildung?

Schulische Voraussetzung

Für eine Ausbildung zum Hörakustiker wird rechtlich keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen jedoch vorwiegend Bewerber mit mittlerem Bildungsabschluss oder Hochschulreife ein. Punkten kannst Du, wenn gute Leistungen in Mathe und Physik mitbringst.

Sonstige Voraussetzung

Für eine Hörakustiker-Ausbildung solltest Du ein freundliches und kommunikatives Auftreten haben.

Ausbildungsanfanger / innen 2022 (in %)

Wie lange dauert die Hörakustiker-Ausbildung?

Dauer: 3 Jahre.

Verkürzung: Wenn Du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung oder besonders gute Noten in der Berufsschule hast, dann kannst Du die Hörakustiker-Ausbildung verkürzen. Den Antrag stellst Du bei der Industrie- und Handelskammer, die gemeinsam mit Schule und Ausbildungsbetrieb die Entscheidung fällt. Es wird dazu geraten, die Ausbildung zum Hörakustiker nicht mehr als ein halbes Jahr zu verkürzen.

Wie hoch ist das Gehalt in der Hörakustiker-Ausbildung?

Die genauen Zahlen variieren von Betrieb zu Betrieb sehr stark. Deine Vergütung während der Ausbildung als Hörakustiker richtet sich danach, in welcher Branche und in welcher Region Du beschäftigt bist. Im ersten Jahr Deiner Hörakustiker-Ausbildung liegt Dein Gehalt bei etwa 650 bis 1.008 Euro brutto. Im zweiten Lehrjahr bekommst Du zwischen 750 und 1.065 Euro im Monat und im dritten 850 bis 1.210 Euro brutto monatlich. Es gibt Betriebe, die tariflich gebunden sind, wie zum Beispiel im Einzelhandel. Einige Ketten zahlen auch einheitliche Ausbildungsvergütungen nach einem Haustarifvertrag. Eine Vergütung nach Tarifen ist nicht die Regel. Dein Gehalt musst Du also meist klassisch verhandeln. Allgemein gilt dabei: in größeren Betrieben verdienst Du mehr als in kleinen und im Westen von Deutschland mehr als in den neuen Bundesländern in Ostdeutschland.


Verdienst in der Ausbildung als Hörakustiker

Wie läuft die Hörakustiker-Ausbildung ab?

Die Ausbildung zum Hörakustiker findet parallel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt. Den Berufsschulunterricht besuchst Du an bestimmten Wochentagen oder in Blockform. Wenn Du in Blöcken lernst, dann bist Du während Deiner Ausbildung zum Hörakustiker insgesamt acht Mal für je einen Monat in der Berufsschule und wohnst in einem Internat. Die Berufsschule ist für alle Lehrlinge der Hörakustik in Lübeck – egal aus welchem Bundesland du kommst.

Am Ende des fünften Berufsschulblocks Deiner Hörakustiker-Ausbildung machst Du eine Zwischenprüfung. Die Teilnahme daran ist Voraussetzung für die Abschlussprüfung.

Nach Deinem achten Berufsschulblock steht in Deiner Ausbildung als Hörakustiker die Gesellenprüfung an. Auch hier gibt es eine theoretische und eine praktische Prüfung. In der Theorie wirst Du zum Beispiel in Audiologie, der Anpassung von Hörsystemen, technischen Grundlagen und Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft.

Welche Inhalte hat die Hörakustiker-Ausbildung?

Als Hörakustiker arbeitest Du an der Schnittstelle zur Biologie, Physik, Technik und Medizin. Dieses Wissen kombinierst Du mit sowohl handwerklichem als auch kaufmännischem Geschick. Schon im ersten Ausbildungsjahr Deiner Hörakustiker-Ausbildung lernst Du alle diese Facetten des Berufes kennen. In den darauf folgenden Monaten Deiner Ausbildung zum Hörakustiker verfeinerst und vertiefst Du nur noch die Methoden durch das immer größere Detailwissen, das Du Dir im Laufe der Ausbildung zum Hörakustiker aneignest und wendest sie immer selbstständiger im Betriebsalltag an.

Schulische Ausbildungsinhalte

  • Biologie: Hier setzt Du Dich mit der Anatomie des Ohrs auseinander. Du lernst die Funktionen von Außen-, Mittel- und Innenohr kennen und lernst, was es mit den Kenndaten des Gehörs auf sich hat, zum Beispiel die Unbehaglichkeitsschwelle oder der Bereich des angenehmen Hörens. Außerdem setzt Du Dich mit Zusammenhängen zwischen Hörbeeinträchtigungen und Sprachvermögen auseinander.
  • Physik: Hier lernst Du akustische Größen wie Amplitude, Zeitintervall und Frequenz kennen. Auch die Funktionsweise elektronischer Hörsysteme wird Dir vermittelt.
  • Werken: Du übst Fräsen und Schleifen, um später aus gehärtetem Acryl Otoplastiken herzustellen.
  • Mathematik: In Mathe lernst Du verschiedene Messverfahren kennen sowie die Berechnung akustischer Größen.
  • Deutsch: Deutsch vermittelt Dir unter anderem Fähigkeiten im Schriftverkehr mit Kunden und Krankenkassen.
  • Wirtschafts- und Sozialkunde: Auch kaufmännische Fähigkeiten werden in der Hörakustiker-Ausbildung geschult. So musst Du hörakustikspezifische Geschäfts- und Abrechnungen machen oder hörakustikspezifische Marketingaktionen an den Patienten bringen.

Betriebliche Ausbildungsinhalte

Was Du in der Schule lernst, sollst Du in Deiner Ausbildung als Hörakustiker direkt im Betrieb anwenden. Nun kannst Du zum Beispiel audiometrische Messungen, also Hörtests, durchführen und die verschiedenen Kenndaten des Gehörs von Patienten ermitteln, um so individuelle Hörprofile zu erstellen. Im Beitrieb lernst Du auch, wie Du Otoplastiken herstellst, den Maßohrenstücken eines Hörgerätes. Zuerst erstellst Du einen Abdruck. Mit einer Kanüle spritzt Du dafür eine Kunststoffmasse in den Gehörgang – am Anfang am Modell, später dann bei Deinen Kunden. Neben dem Anfertigen von neuen Stücken reparierst Du Geräte und hältst sie in Stand. Auch Fächer wie Deutsch und Sozialkunde kannst Du im Betrieb praktisch einsetzen, denn Du betreust und berätst die Kunden zu ihren individuellen Hörsystemen und erklärst Funktionsweise. Du bist mit Zulieferern in Kontakt, um beispielsweise Materialien und Geräte zu bestellen. Außerdem dokumentierst Du Patientendaten und machst die Abrechnung mit Krankenkassen.

Zusammenfassend lernst Du in Deiner Ausbildung zum Hörakustiker:

  • den Aufbau und die Funktion des Ohres
  • das Überprüfen von Hörsystemen
  • die Durchführung von Hörtests
  • Abformungen des äußeren Ohres herzustellen
  • Menschen mit Hörminderung zu beraten
  • Otoplastiken auszuarbeiten
  • Hörsysteme einzustellen und anzupassen

In Deiner Hörakustiker-Ausbildung hast Du außerdem die Möglichkeit, noch Zusatzqualifikationen zu erwerben.

Betriebsassistent im Handwerk

Wenn Du die Fachoberschul- oder Hochschulreife hast, kannst Du parallel zu Deiner handwerklichen Ausbildung zum Hörakustiker zusätzlich kaufmännische Kenntnisse erwerben. Neben den normalen Fächern hast Du dafür zusätzlichen Unterricht in Rechnungswesen oder Wirtschaftslehre. Am Ende absolvierst Du eine Prüfung zum Fachmann für kaufmännische Betriebsführung (HwO). Außerdem musst Du nachweisen, dass Du erfolgreich am Fremdsprachenunterricht teilgenommen hast. Welche spezifischen Inhalte die Zusatzqualifikation genau hat, kann Dir Deine zuständige Handwerkskammer sagen.

Europaassistent

Wenn Du einen mittleren Bildungsabschluss hast, hast Du die Möglichkeit während der Ausbildung zum Hörakustiker Deine interkulturellen Kompetenzen aufzubauen, Deine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und Dich über die Erstausbildung hinaus fachlich zu bilden. Zu Deinem normalen Unterricht hast Du zusätzliche Fächer wie Europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht. Ein mehrwöchiges Praktikum im Ausland gehört außerdem dazu.

Wie sieht der Karrierepfad nach der Hörakustiker-Ausbildung aus?

Neben interner Schulungen durch Deinen Betrieb kannst Du Dich nach Deiner Hörakustiker-Ausbildung natürlich weiterbilden.

  • Thematisch: Innerhalb der Hörakustik gibt es immer wieder Neuerungen. Um die beste Betreuung Deiner Kunden zu garantieren, solltest Du immer auf dem neusten Stand bleiben. Themen können sein:
    • medizinische, zum Beispiel das Thema Tinnitus
    • technische, zum Beispiel Themen wie Perzentilanalyse (Optimierung der Hörsystemanpassung) oder computergestützte Fertigung von Otoplastiken
    kaufmännische, zum Beispiel zum Thema Kundenkommunikation und Beratungsgespräch
  • Techniker: Wenn Du Dich schon während der Ausbildung zum Hörakustiker für die technische, handwerkliche Seite des Berufs interessierst, dann ist diese Weiterbildung eine Möglichkeit für Dich. Denn hier erwirbst Du Kenntnisse aus den Bereichen der Feinwerktechnik oder der Medizintechnik. Als ausgebildeter Techniker kannst Du am Ende als Produktentwickler oder direkt in der Herstellung arbeiten.
  • Meister: Als Meister kannst Du selber Berufsanfänger ausbilden und hast die Möglichkeit, eine Filiale zu leiten oder Dich selbstständig zu machen. Die Weiterbildung kannst Du nach Deiner Hörakustiker-Ausbildung entweder in Vollzeit in 11 Monaten oder in Teilzeit über Intensivkurse absolvieren, die sich insgesamt über ein Jahr erstrecken.
  • Audiotherapeut: Hier geht es um die Rehabilitation von Hörgeschädigten auf medizinischer, technischer, aber auch psychologischer und sozialer Ebene. Das Ziel ist es hörgeschädigten Menschen zu einem differenzierten Hören und Verstehen und damit zu einer verbesserten Kommunikation zu verhelfen und sie im Umgang mit ihrer Behinderung und beim Erwerb von aktiven Bewältigungsstrategien zu unterstützen.
  • Pädakustiker: Pädakustiker sind Hörakustiker für Kinder. Für die kommunikative und soziale Entwicklung eines Kindes bist Du als Pädakustiker mit der Unterstützung von Hörsystem maßgeblich beteiligt. Die Weiterbildung ist komplex und erfordert Vorkenntnisse. Deshalb kannst Du sie nur machen, wenn Du schon drei Jahre Berufserfahrung oder einen Meister gemacht hast.
  • CI-Akustiker: Wenn Du schon fünf Jahre Berufserfahrung hast, kannst Du Dich zum CI-Akustiker fortbilden. CI steht dabei für Cochlea Implantate. Das sind invasive Hörsysteme. Als Experte für diese Art von Hörsystemen bist Du technisch versiert, um für Deine Kunden eine optimale Nachbetreuung zu garantieren.
  • Studium der Hörakustik: Wenn Du Fachabitur oder Abitur hast, kannst Du nach Deiner Ausbildung zum Hörakustiker auch studieren. Am Ende hast Du nicht nur einen Bachelor-Abschluss, sondern auch die theoretische Meisterprüfung in der Tasche. Damit bist Du, wie ein ausgebildeter Meister, dazu berechtigt ein Hörgeräte-Fachgeschäfte selbstständig zu führen.

Passt eine Hörakustiker-Ausbildung zu mir?

Die Entwicklungen innerhalb der Medizintechnik, zu der auch die Hersteller von Hörgeräten gehören, schreiten mit großen Schritten voran. Dementsprechend entwickeln sich auch die Anforderungen weiter, die an versierte Hörakustiker gestellt werden. Die Branche braucht also begabte Nachwuchskräfte. Im Gegensatz zu anderen Handwerksberufen ist die Frauenquote bei der Hörakustiker-Ausbildung besonders hoch. Ob Frau oder Mann – am Ende kommt es darauf an, dass Du diese Eigenschaften mitbringst, um erfolgreich eine Ausbildung zum Hörakustiker absolvieren zu können:

Merkfähigkeit
Bei sich schnell entwickelnder Technik wie in der Hörakustik musst Du Dich immer auf dem aktuellen Kenntnisstand halten und diesen dann in der individuellen Kundenberatung abrufen können.
Umstellungsfähigkeit
Gerade schleifst Du an einem Kleinteil, da wirst Du im Verkaufsraum gebraucht – ein Kunde kommt. Du musst also sehr schnell von detailgenauer, konzentrierter Friemelarbeit an Hörsystemen zum freundlichen, sozialen Kundenkontakt wechseln.
Soziale Kompetenz
Du musst Deine Kunden über Leistungen und Kosten beraten, ihnen die Funktionsweise ihres Hörsystems erklären und auch bei Reklamationen freundlich bleiben.
Handwerkliches Geschick
Auf der Basis Deiner Messungen erstellst Du Modelle von Otoplastiken und fertigst sie an. Du arbeitest mit Werkzeugen der Fein- und Mikromechanik und Du baust Kleinteile beim Herstellen von Hörsystemen ein.
Technisches Verständnis
Du musst nicht nur die Funktionsweise von den von Dir vertriebenen elektronischen Baugruppen verstehen, sondern jene Hörsysteme auch warten und reparieren können.
Kaufmännische Befähigung
Als Hörakustiker bist Du auch Verkaufsmann. Du musst daher Preise von Hörsystemen kalkulieren, Kundengespräche führen, geeignete Marketingstrategien und Werbemaßnahmen identifizieren und diese einsetzen.

Durch die fortschreitende Technik wird es in Zukunft noch genauere und bessere Lösungen für die Kunden geben, weshalb auch die Nachfrage bestehen bleibt - also nicht nur für die wachsende Generation älterer Menschen. Mit einer Ausbildung als Hörakustiker hast Du also gute Zukunftsaussichten. Außerdem lernst Du in der Hörakustiker-Ausbildung nicht nur, wie Du technisch Menschen zu besserem Hören verhilfst, sondern Du unterstützt sie vor allem darin, am sozialen Leben teilzuhaben.

Ausbildungsdauer 
3 Jahre