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Auswendig lernen: Wie es am besten klappt

Stumpfe Wiederholung? Muss nicht sein! Mit unseren Tipps sorgst Du beim auswendig lernen für bessere Ergebnisse - und mehr Spaß.

Das wichtigste zum Auswendiglernen auf einen Blick

  • In vielen Fächern ist Auswendiglernen notwendig. Langfristig profitierst Du, wenn Du die Lerninhalte wirklich verinnerlichst.
  • Auswendiglernen ist besser als sein Ruf – es hilft Deinem Gehirn, fit zu bleiben.
  • Ob Memotechnik oder die gute alte Karteikarte - mit der richtigen Methode zum Auswendiglernen eignest Du Dir den Lernstoff im Handumdrehen an.

Manches muss man auswendig lernen

Vor der Klausur das Wichtigste noch schnell auswendig lernen – wer kennt das nicht? Ob Medizin, Jura oder BWL – in vielen Fächern ist das Auswendiglernen bestimmter Lerninhalte obligatorisch. Für langfristigen Erfolg ist allerdings wichtig, dass Du das Erlernte tatsächlich verstanden und Dir eingeprägt hast. Wer nur schnell auswendig lernen will, vergisst das Gelernte auch schnell wieder.

Stumpfes Auswendiglernen oder langfristiges Verinnerlichen?

Es gibt es Stoff, den man stur auswendig lernen kann oder sogar muss. Je nach Studienfach handelt es sich dabei um Fakten wie Jahreszahlen, um unregelmäßige Verben oder die etwa zweihundert Knochen des menschlichen Skeletts. In anderen Gebieten nützt das Auswendiglernen allein hingegen nicht viel: Bei wissenschaftlichen Theorien und Konzepten ist es zum Beispiel notwendig, dass Du sie zunächst verstanden hast, um anschließend Dein Wissen auf konkrete Probleme und Fragestellungen anwenden zu können. Damit Du auf Dauer in Deinem Studium Erfolg hast, musst Du das Erlernte also auch nachvollziehen, verinnerlichen und miteinander verknüpfen können.

TIPP

Den Prozess des Lernens begreifen

Bevor Du mit der Prüfungsvorbereitung beginnst, ist es hilfreich, Deinen eigenen Lernprozess zu begreifen. Er lässt sich in sieben Phasen unterteilen:

  1. Überblick verschaffen: Um was für Informationen handelt es sich überhaupt?
  2. Eine Verbindung herstellen: Wie stehst Du zu dem Inhalt?
  3. Verarbeitung: Du hinterfragst und analysierst den Stoff.
  4. Individualisierung: Welche Aspekte sind für Dich besonders wichtig?
  5. Vertiefung: Du übst und wiederholst die Inhalte.
  6. Deine Fähigkeiten wachsen: Der Umgang mit dem Gelernten fällt dir immer leichter.
  7. Weiterentwicklung: Du kannst den Stoff souverän anwenden und an neue Ideen anknüpfen.

Auswendiglernen – wann ist das sinnvoll?

Im Laufe Deines Studiums musst Du Dir viel Wissen aneignen und es auch nach längerer Zeit noch auf Knopfdruck abrufen können. Spätestens vor der ersten Klausur wirst Du vor der Aufgabe stehen, Dir neue Inhalte einprägen zu müssen. Das Auswendiglernen bestimmter Stoffe fällt Dir wesentlich leichter, wenn Du bereits ein wenig Hintergrundwissen zu dem Thema mitbringst. Lernen läuft in unserem Gehirn via Reizübertragung. Die funktioniert besonders gut, wenn Du an bisher Erlerntes anknüpfen kannst – so wird eine neue Nervenverbindung hergestellt, die mit jeder Wiederholung des Lernstoffs schneller erfolgen wird. Bei Fakten, Formeln, historischen Daten, Zahlenreihen, Namen und hilft Dir nur sie auswendig zu können. Auch wenn es darum geht nochmal schnell etwas auswendig zu lernen, um es sich kurzfristig zu merken, ist es sinnvoll. Aber damit solltest Du es nicht übertreiben und es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Wird es zur Regel, spricht man mittlerweile vom sogenannten Bulimie-Lernen.

Auswendiglernen ist besser als sein Ruf

Viele Menschen haben negative Vorurteile gegenüber sowie Erfahrungen mit dem Auswendiglernen – denn jeder hat schon mit der Pauktechnik Bekanntschaft gemacht, ob beim kleinen Einmaleins oder den englischen unregelmäßigen Verben. Dabei fällt es einigen leicht, während sich andere eher schwer tun und es regelrecht meiden, stumpf auswendig zu lernen. Ganz abgesehen von der eigenen Einstellung dazu, ist das Auswendiglernen eine optimale Übung, um die grauen Zellen fit zu machen. Wie bereits erwähnt, ist das Wichtigste aber nach wie vor, dass Du das Erlernte verinnerlichst und so einen nachhaltigen Erfolg erzielst. Schließlich soll das erlernte Wissen möglichst lang auf Abruf verfügbar sein. Beim knallharten Bulimie-Lernen hingegen bleibt in der Regel auf Dauer fast gar nichts hängen.

Achtung: Bulimie-Lernen solltest Du besser vermeiden

Hand aufs Herz, das Szenario kennen wir alle: Du schreibst in drei Tagen die Klausur, hast bisher noch nichts dafür getan und stopfst nun auf den letzten Drücker Unmengen an Stoff in Deinen Kopf. Diese Methode ist auch als Bulimie-Lernen bekannt. Und sie kann funktionieren, wie ein Experiment gezeigt hat – allerdings mit einem Preis:

Probanden, die kurzfristig doppelt so viel gelernt hatten wie ihre Mitstreiter, schnitten zwar im Test besser ab – nach nur drei Wochen hatten sie den Stoff allerdings komplett vergessen. Auf lange Sicht hast Du also außer besonders stressigen drei Tagen gar nichts davon, weil das Erlernte im Rekordtempo wieder aus Deinem Gedächtnis verschwindet. Was sich wiederum doppelt und dreifach rächt, wenn Lernstoff logisch aufeinander aufbaut.

Dein größter Feind beim Lernen: Das Vergessen

Die Ebbinghaus’sche Vergessenskurve besagt, dass wir bereits nach einer Woche drei Viertel des Gelernten vergessen haben, wenn wir keine Wiederholungseinheiten einschieben. Der Psychologe Hermann Ebbinghaus nahm einen Selbstversuch vor, bei dem er seine Gedächtnisleistung beim Lernen untersuchte. Schon nach 20 Minuten hatte er 40 Prozent des frisch Erlernten schon wieder vergessen. Nach einer Stunde waren bereits 55 Prozent futsch. Einen Tag später konnte er sich nur noch an ein Drittel des Stoffs erinnern. Und nach sechs Tagen waren nur noch 23 Prozent des Erlernten für Ebbinghaus abrufbar.

Das Vergessen ist eine Schutzfunktion Deines Gehirns: Es verarbeitet täglich Unmengen an Informationen. Damit es nicht wie eine Sicherung durchbrennt, hat es einen integrierten Filter und speichert nur die wichtigsten Informationen, während die unwichtigen Impulse wieder verworfen werden. Doch mit den richtigen Tricks und Lerntechniken kannst Du dem Prozess des Vergessens ein Schnippchen schlagen.

Optimale Voraussetzungen fürs Auswendiglernen schaffen

Erfolgreiches Auswendiglernen kann jedem gelingen – einen besonders schnellen Lernerfolg erzielst Du, wenn Du ein paar kleine Tipps befolgst, die Dein Umfeld betreffen.

Eine angenehme Arbeitsatmosphäre herstellen

Um aus Deinem Konzentrationsvermögen das Beste zu machen, kann die richtige Atmosphäre am Lernort Wunder wirken. Zunächst solltest Du Dir einen Ort suchen, an dem Du die für Dich richtige Atmosphäre findest. Egal ob möglichst ruhig in der Bib, unterm Baum im Garten oder im Café. Gestalte Deinen Arbeitsort ganz nach Deinem Geschmack und denke vielleicht auch an ein paar Motivations-Süßigkeiten. Zum einen als Belohnung, zum anderen als Energieschub! Profi-Tipp: Die gesunde Variante in Form von Apfel oder Banane ist noch besser als Energieschub fürs Gehirn. Gerade zu Beginn der Lernphase empfehlen wir Dir außerdem, Deine gesamten Unterlagen aus dem Semester nach Relevanz zu sortieren. Das Lernen macht viel mehr Spaß, wenn Du saubere, gut strukturierte Notizen verwenden kannst.

Den Fokus auf das Lernen lenken

Sei konsequent – verzichte beim Lernen auf das Smartphone, das offene Facebook-Fenster am Laptop und andere Störungen. Ohne Ablenkungen gelingt es Dir gleich besser, den Lernstoff zu fokussieren. Wie Du es mit der Musik hältst, musst Du selbst entscheiden. Vielen hilft Musik auch beim Auswendiglernen – unsere Tipps: Verzichte eher auf Musik mit Gesang, Text, unruhigen sowie schnellen Melodien und mache sie nicht zu laut!

Bleib locker: Stress ist ein Dämpfer für die Denkleistung – das Gehirn bekommt durch den psychischen Druck weniger Sauerstoff zugeführt. Das beeinträchtigt die Lernleistung. Atemübungen können Dir dabei helfen, Dich zu entspannen. Auch emotionaler Ballast kann eine Einschränkung sein. Versuche bereits vor der Lernphase, Konflikte aus dem Weg zu räumen.

Sei realistisch mit Deinen Lernzielen

Beginne frühzeitig mit dem Auswendiglernen, um Torschlusspanik und Bulimie-Lernen direkt auszuschließen. Es kommt gar nicht darauf an, dass Du jeden Tag stundenlang paukst. Du wirst bereits Erfolg haben, wenn Du jeden Tag nur für kurze Zeit Deinen Stoff durchgehst. Um Dich regelmäßig zu motivieren, solltest Du Dir deshalb Zielmarken setzen. Am besten in kleinen Zeiträumen, die zwar straff sind, gleichzeitig aber genug Spielraum lassen. Mit diesen Marken kannst Du Dir regelmäßig Deinen Fortschritt Richtung Gesamtziel vor Augen führen.

Regelmäßige Pausen helfen besser auswendig zu lernen

Forscher haben herausgefunden, dass kleine Pausen zwischendurch einen schnelleren Lernerfolg herbeiführen. Durch das Erlernen von Inhalten werden im Gehirn neue neuronale Verknüpfungen hergestellt. Damit sich diese festigen können, bedarf es regelmäßiger Pausen. Wer wiederum versucht, große Mengen am Stück zu lernen, ermüdet schnell und erzielt wesentlich geringe Erfolge. Nimm Dir zwischendurch also die Zeit, um frische Luft zu schnappen, Dich ein wenig zu bewegen und den Kopf frei zu bekommen. Wer möglichst schnell viel auswendig lernen will, kommt mit Sprints und regelmäßigen Pausen besser voran als mit einem Marathon.

Methoden der Mnemotechnik zum Auswendiglernen:

Um Informationen dauerhaft in Deinem Langzeitgedächtnis abzuspeichern, kannst Du Mnemotechnik anwenden. Dabei handelt es sich um Gedächtnistrainings, bei denen Du verschiedene Merkhilfen wie Eselsbrücken oder Reime entwickelst. Besonders erfolgreich bist Du beim Auswendiglernen mit diesen Methoden, wenn Du lustige Merkhilfen entwickelst, die im Idealfall einen Bezug zu Dir und Deinem Umfeld haben.

  • Assoziationsketten:

    Die einzuprägenden Begriffe reihst Du wie eine Kette aneinander und behältst die richtige Reinfolge bei. Dann bildest Du einen einprägsamen Merksatz mit den Anfangsbuchstaben der Begriffe. Ein bekanntes Beispiel ist die Assoziationskette zur Reihenfolge der Planeten im Sonnensystem: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“ - Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun.

  • Loci-Methode:

    Hier werden die Lerninhalte mit bestimmten Orten verknüpft. Du läufst eine bestimmte Route ab und ordnest jedem Punkt verschiedene Inhalte zu. Diese kannst Du dann in Gedanken nachgehen und so die richtige Reihenfolge abrufen.

  • Schlüsselwortmethode:

    Diese Methode eignet sich bestens zum Lernen von Vokabeln. Du verknüpfst das zu erlernende Wort mit einem Dir bereits bekannten Schlüsselwort. Dies kann beispielsweise ein ähnlich klingendes Wort aus Deiner Muttersprache sein.

Weitere Tipps für das Auswendiglernen

Um in kurzer Zeit viel auswendig zu lernen, kannst Du verschiedene Methoden ausprobieren. Die Vorlieben variieren individuell je nach Lerntyp. Es müssen nämlich nicht immer Methoden der Mnemotechnik sein. Manchmal reichen auch schon Karteikarten, Visualisierungen, kurze Wiederholungen vor dem Schlafengehen oder andere Hilfsmittel und Praktiken.

Markierungen, Mindmapping, Karteikarten und Exzerpte

Auch altbewährte Vorgehensweisen haben viele Vorteile: Bei komplizierten Texten macht es Sinn, die wichtigsten Textstellen zu markieren. Anhand der Markierungen kannst Du jeweils ein Exzerpt mit den Kernthesen schreiben, das Du anschließend stichpunktartig auf die guten alten Karteikarten überträgst. Wenn Du Deine Gedanken zunächst strukturieren möchtest, hilft Dir eine Mindmap dabei. So prägst Du Dir viele Informationen automatisch ein und den Rest kannst Du dank Deiner Materialien gezielt auswendig lernen.

Lerne mit so vielen Sinnen wie möglich

Je mehr Sinne Du einbeziehst, desto besser funktioniert das Auswendiglernen. Wenn Du beispielsweise einen Podcast hörst, ein Video abspielst oder Schaubilder anschaust, die zum Thema passen, welches Du vorher in Textform bearbeitet hast. Dabei entsteht der sogenannte Modalitätseffekt, bei dem visuelle und akustische Informationen eine lernförderliche Wirkung entwickeln. Für das Auswendiglernen kannst Du an diesen Effekt anknüpfen, indem Du Deinen Lernstoff laut vorliest und aufzeichnest. Anschließend kannst Du Dir die Aufnahme beispielsweise anhören, wenn Du dazugehörige Grafiken und Schaubilder noch einmal durchgehst.

Schnelleres Lernen durch Ortswechsel

In der Prüfungsphase, wenn viele verschiedene Klausuren anstehen, ist ein Lernortwechsel hilfreich beim Auswendiglernen. Lerne die unterschiedlichen Stoffe an verschiedenen Stationen: Der Küchentisch ist Deine Station für Statistik, der Schreibtisch für Ökonometrie, und auf dem Wohnzimmerteppich paukst Du Vokabeln. Dein erlerntes Wissen wirst Du schnell mit den Stationen in Verbindung bringen – so gelingt es Dir besser, Dich an den jeweiligen Orten auf die Lerninhalte zu konzentrieren.

Eine kurze Lerneinheit vor dem Einschlafen

Eine besonders gute Nachricht: Lernen klappt auch im Schlaf. Naja, fast: Wenn Du kurz vor dem Schlafengehen noch eine kleine Lerneinheit einschiebst, bleibt mehr Stoff hängen. Zu diesem Ergebnis kam eine Schlafforscherin. Der Schlaf hilft dem Gehirn dabei, die erlernten Informationen besser zu verarbeiten und sie dauerhaft im Gedächtnis zu behalten. Auch kurze Powernaps zwischendurch haben sich als hilfreich bei der Verarbeitung von Lerninhalten erwiesen. Zwischendurch also ruhig mal dösen, es hilft – aber bitte nicht in der Vorlesung!

Wiederholung macht den Meister

Das A und O beim erfolgreichen Auswendiglernen ist das regelmäßige Wiederholen und Auffrischen. Damit das Gelernte auch langfristig hängen bleibt, solltest Du es zunächst nach acht Stunden erstmals wiederholen. Danach rufst Du es Dir im täglichen Rhythmus ins Gedächtnis. Bei Vokabeln bietet es sich an, täglich neue Sätze mit ihnen zu aufzuschreiben. Je öfter Du die Inhalte wiederholst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.

Zehn Tipps, um besser auswendig zu lernen

Wenn Du einige dieser Ratschläge befolgst, wird die nächste Klausur für Dich zum Kinderspiel. Auch wenn Du Dir unzählige Namen, Daten oder andere Informationen merken musst.

  • Den Lernprozess begreifen: Vergegenwärtige Dir die Phasen, die Du beim Lernen durchläufst.
  • Den Fokus auf das Auswendiglernen richten: Reduziere physische und psychische Ablenkungen auf ein Minimum.
  • Realistisch sein: Schätze die erforderliche Vorbereitungszeit realistisch ein, um stressfrei Deine Lernziele vor der Prüfung zu erreichen.
  • Lernortwechsel: Lerne an unterschiedlichen Orten für verschiedene Fächer. Das fördert die Konzentrationsfähigkeit.
  • Lerneinheit vor dem Schlafengehen: Plane eine kleine Lerneinheit ein, bevor Du ins Bett gehst. Dein Gehirn verarbeitet die Informationen optimal im Schlaf.
  • Viele Sinne benutzen: Sei kreativ und lerne mit so vielen Sinnen wie möglich. Erstelle Audiodateien mit Deinen Lerninhalten und höre sie Dir zum Lernen an.
  • Mnemotechnik einsetzen: Eselsbrücken, Merksätze und Gedankenwege helfen Dir, auch komplizierte Reihenfolgen langfristig abzuspeichern.
  • Verzicht auf Bulimie-Lernen: Kurzfristiges Hochdruck-Lernen bringt Dir auf lange Sicht gar nichts.
  • Auf klassische Methoden zurückgreifen: Komplexe Inhalte kannst Du Dir auch anhand von Exzerpten, Karteikarten und Mindmaps aneignen.
  • Wiederholen: Durch regelmäßige Wiederholungseinheiten landen die Lerninhalte in Deinem Langzeitgedächtnis und sind dauerhaft für Dich abrufbar.

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