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Effektiv lernen: 14 Tipps aus der Wissenschaft

Wie lernt man am besten? Strategien von Kommilitonen oder vermeintliche Geheimtipps können hilfreich sein, aber auch alles sehr viel komplizierter machen. Auch vermeintliche Binsenweisheiten, wie "umso mehr Stoff desto länger die Lernzeit" solltest Du dringend auf den Prüfstand stellen, wenn Du wirklich effektiv lernen möchtest. Nicht alles, was logisch erscheint, ist wirklich erforscht und belegt, und nicht alles, was total abwegig klingt - wie z. B. Lernerfolg durch Duschen - ist Nonsens. Lies hier, auf was es wirklich ankommt, damit Du möglichst viel möglichst schnell lernen kannst.

1. Effektiv lernen mit Probeklausuren

Klar, so wirklich Lust auf Klausuren hat niemand, da scheint es erstmal viel zu anstrengend, sich schon im Vorfeld Tests zu stellen. Aber gerade wenn Du am Anfang noch vor der Erstellung Deines Lernplans vor der Frage stehst "wie lerne ich?" hängt richtig viel davon ab, ob Du kurzfristig oder langfristig Inhalte aus dem Gedächtnis abrufen musst. Für Letzteres eignen sich Probeklausuren ganz besonders. Eine aktuelle Studie der Universität Erfurt brachte folgende Erkenntnisse zu verschiedenen bekannten Lernstrategien:

  • Wiederholtes Lesen: Einen Text einfach mehrmals hintereinander durchzulesen, brachte die schlechtesten Ergebnisse bei der Erinnerungsleistung.
  • Notizen machen: Wer seine Lerninhalte für sich selbst noch einmal zusammen fasst, kann damit vor allem effektiv lernen, wenn er das Wissen innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen wieder abrufen will.
  • Probeklausuren: Sein Wissen probehalber zu testen und auszuwerten hat den langfristigsten Effekt auf das Gedächtnis. Mögliche Erklärung der Forscher: Testen trainiert das Abrufen von Informationen und lässt einen zwar weniger Stoff dafür aber detaillierter merken.

2. Erfinde Geschichten

Du erinnerst Dich bestimmt noch, um was es bei den Märchen Deiner Kindheit ging, obwohl es Jahrzehnte her ist, dass sie Dir vorgelesen wurden. Aber wie kann man bitte besser lernen mit Märchen? Indem Du Dein eigenes machst. Verknüpfe Deine wichtigen Fakten mit erdachten Inhalten und fasse sie in einer kleinen Geschichte zusammen. Um besonders effektiv zu lernen, sollte sie möglichst phantasievoll sein. Auch sogenannte "Gedankenpaläste", in denen jeder Inhalt auf den anderen aufbaut, funktionieren. Umso mehr Verbindungen und Bilder Dein Gehirn herstellen muss, desto tiefer prägen sich damit verbundene Infos und Zahlen ein.

3. Vermeide falsches Essen

Natürlich wirst Du nicht sofort zum Einser-Kandidaten, nur weil Du bestimmtes Essen isst. Prinzipiell kann aber vor allem das Weglassen der falschen Lebensmittel dazu beitragen, konzentrierter und schnell zu lernen. Studien haben gezeigt, dass für die optimale Hirnfunktion stark verarbeitete Produkte mit vielen Zusatzstoffen kontraproduktiv sind. Das gilt auch für alles, was viel Zucker, Fett oder einfache Kohlenhydrate enthält, wie beispielsweise Weißbrot oder Süßigkeiten. Und natürlich solltest Du darauf achten, immer genug Wasser zu trinken, aber auf Softdrinks und süße Fruchtsäfte verzichten.

4. Wie lernt man am besten? Mit Abwechslung!

Natürlich gibt es verschiedene Lerntypen, die je nach Veranlagung durch verschiedene Sinneseindrücke am besten lernen. Trotzdem kann jeder davon profitieren, die Arten zu variieren, mit denen er Lerninhalte aufnimmt, denn so werden Gedächtnis und Konzentration immer aufs Neue stimuliert. Wenn Du liest, Dir Lernstoff laut vorsagst, Mindmaps zeichnest, vor anderen eine Mini-Präsentation hältst usw. wirst Du besonders effektiv lernen. Die Inhalte werden so in verschiedenen Gehirnbereichen für diese Sinneswahrnehmungen gespeichert und so entstehen mehr Vernetzungen. Damit geht es leichter, das Wissen wieder abzurufen.

5. Hör auf zu grübeln

Die ständige Frage "wie kann ich besser lernen?" ist zwar wichtig, sollte aber nicht zu falschem Ehrgeiz führen. Wenn Dir auf Teufel komm raus etwas bereits Gelerntes nicht mehr einfällt, grübelst Du ewig darüber nach, anstatt nachzuschlagen? Großer Fehler. Eine US-Studie fand heraus, dass, umso länger man sich zwingt, etwas zu erinnern, desto wahrscheinlicher ist es, dass es einem in Zukunft nicht mehr einfällt. Der Grund: Im Gedächtnis wird diese Art "Fehlermeldung" dann viel stärker gespeichert als die eigentliche Info. Also lieber einmal mehr nachschauen!

6. Führe Selbstgespräche

Wie lernt und versteht man am besten? Wenn man sich selbst von seiner Lösung überzeugt. Es mag erstmal sonderbar klingen, aber wenn Du Dir während des Lernens selbst erklärst, wie Du Zusammenhänge siehst und auf Lösungen kommst, bleibt Dir der Stoff besser im Gedächtnis. Das zeigten Forschungen der Universität von Granada. Grund: Wenn Du Dir Deine Erkenntnisse immer wieder laut vorsagst und Dich praktisch selbst überzeugst, beschäftigst Du Dich automatisch mehr mit den Inhalten.

7. Erstelle handschriftliche Zusammenfassungen

Klar, die Digitalisierung hat auch in der Uni-Welt riesige Vorteile gebracht. Um effektiv zu lernen, ist sie aber nicht immer optimal. Wenn alles nur noch maximal auf dem Computer getippt wird bzw. vom Bildschirm gelernt wird, geht eine wichtige Komponente verloren: die Handschrift. Ein Vergleichstest der Princeton University ergab, dass Studenten, die handschriftliche Notizen machten, in Tests der Laptop-Gruppe in Verständnisfragen deutlich überlegen waren. Die Theorie der Wissenschaftler: Durch das höhere Schreibtempo am Laptop macht man sich nicht so viele Gedanken über das Gehörte und fasst es weniger in eigenen Worten zusammen.

8. Vermeide Stress

Manche brauchen ein bisschen Druck in der Prüfungsphase um sich zum Lernen zu motivieren. Allerdings ist das ein schmaler Grat, da Stress Deine Gedächtnisleistung und Aufnahmefähigkeit stark negativ beeinflusst. Wie kann man also am besten lernen, wenn sich Stressfaktoren nicht ganz ausschalten lassen? Es ist absolut entscheidend, dass Du VOR Lernbeginn zur Ruhe kommst. Deshalb solltest Du eine Entspannungstechnik finden, die Dich zuverlässig runterbringt, ob Sport, Meditation usw. – was immer für Dich effektiv ist. Lernen bedeutet eben auch, über sich selbst zu lernen.

9. Besser konzentrieren beim Lernen mit Musik

Es wird häufig angenommen, dass man sich am besten bei absoluter Stille konzentrieren kann. Allerdings kommen mehrere internationale Studien zum Ergebnis, dass die richtige Musik die Konzentration und Aufnahmefähigkeit deutlich verbessern kann. Es zeigte sich, dass diejenigen Studenten in Tests besser abschnitten, die während einer Vorlesung im Hintergrund klassische Musik zu hören bekamen. Über andere Musikgenres ist noch nicht so viel bekannt, generell kann man sagen, dass Du wohl mit ruhiger Musik schnell und besser lernen kannst als mit Heavy Metal.

10. Lach Dich schlau

"Wie lerne ich richtig?" sollte nicht die einzige wichtige Frage sein, sondern auch: "Wie kann ich besser lernen und Spaß dabei haben?" Forscher fanden heraus, dass Lachen viel mehr als Ablenkung sein kann. Studenten, deren Dozent in einer Statistik-Vorlesung ein paar (zum Thema passende) Witze einfließen ließ, konnten Erinnerungen daran besser abrufen. Du kannst also ruhig auch mal mit Kommilitonen über den Lernstoff lästern und lachen.

11. Vermeide Multitasking

Wenn viel ansteht, ist es natürlich verführerisch, von einem zum anderen zu springen, womöglich noch auf verschiedenen Geräten. Stopp! In einer Untersuchung der University of California wurde Studenten einmal eine Gedächtnisaufgabe mit und einmal ohne Ablenkungen gegeben. Ergebnis: Auch mit Ablenkung konnten sie sofort danach die Inhalte richtig erinnern. Allerdings zeigte sich nach mehr Zeit, dass dann von der Session ohne Ablenkung deutlich mehr im Gehirn geblieben war. Wenn Du langfristig effektiv lernen willst, musst Du also Handy, Tablet und alles, was nichts mit dem Stoff zu hat, ausstellen und Dich auf ein Thema nach dem anderen konzentrieren.

12. Besser lernen mit Biorythmus

Der frühe Vogel fängt den Wurm, etc. Du kennst all diese Weisheiten, dass man am besten früh anfängt, wenn viel zu tun ist. Die Frage "wann und wie lerne ich richtig?" kann aber nicht für jeden mit dem gleichen Tagesplan zur Prüfungsvorbereitung beantwortet werden. Die Chronobiologie zeigt, dass man Menschen grob in Eulen und Lerchen unterteilen kann, was ihre Produktivität und Schlafgewohnheiten angeht. Manchen fällt es leichter, früh aufzustehen und schon vormittags effektiv zu lernen, andere schlafen lieber länger und können dafür am Abend besonders schnell lernen. Press Dich nicht krampfhaft in ein Schema! Egal welcher Typ Du bist, ausreichend und gesunder Schlaf ist entscheidend dafür, wie viel Du Dir merken kannst. Im Schlaf sortiert unser Gehirn die vorher aufgenommenen Infos und überträgt die wichtigen davon ins Langzeitgedächtnis.

13. Beweg Dich

Wie kann man besser lernen UND entspannen? Mit Sport. Pausen sind generell wichtig, damit Du Deine optimale Aufnahmefähigkeit behältst und Deine Nerven schonst. Wer allerdings dann noch Sport macht, wird sich besonders viel merken können. Das zeigte eine Studie aus den Niederlanden, in der drei Testgruppen entweder lernten und dann gleich auf dem Ergometer schwitzten, nach einer vierstündigen Pause trainierten oder gar keinen Sport machten. Erstaunlicherweise behielt die Gruppe, die erst die Pause und dann Sport gemacht hatte, mehr Lernstoff im Gedächtnis. Wenn Du also an Deine Lernpause noch ein kleines Workout dranhängst, ist bestens für Deine Erinnerung und auch Deine Laune gesorgt.

14. Dusch Dich schlau

Es hört sich erstmal abwegig an, aber banale Aktivitäten wie Duschen, Autofahren oder Einkaufen können dem Gehirn wirklich auf die Sprünge helfen. Neurowissenschaftler forschen stetig dazu, was uns hilft, kreativ zu sein und Probleme zu lösen. Dabei zeigt sich, dass die "Inkubationsphase" entscheidend ist. Nachdem man sich ausführlich mit komplexen Fragestellungen beschäftigt hat, braucht das Gehirn Pause von dieser bewussten Auseinandersetzung. Wenn dann eine banale Tätigkeit kommt, kann das Unterbewusstsein übernehmen und Lösungen finden. Du kannst das auch nutzen um effektiv zu lernen. Wenn Du also den ganzen Tag über die Lösung einer Aufgabe grübelst, geh in die Dusche oder in den Supermarkt und wahrscheinlich ist der Geistesblitz dann plötzlich da.