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Klausureinsicht: Tipps zur Rettung der Noten

Jeder Mensch macht Fehler – auch Dein Prof! Welche Korrekturfehler Deine Note erheblich verbessern, wie Du am besten vorgehst und was Du unbedingt vermeiden solltest, sagen wir Dir hier.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Nach der Notenvergabe hast Du ein Recht auf Klausureinsicht, für die es meistens offizielle Termine gibt.
  • Unter bestimmten Bedingungen kannst Du dort nachträglich Deine Note verbessern.
  • Vorbereitung ist alles, um vom Korrektor begangene Fehler schnell zu erkennen. Einfach nur verhandeln bringt nichts.
  • Wenn Du an dem Termin keine Zeit hast, kannst Du eine Person mit Vollmacht zur Klausureinsicht schicken.

Klausureinsicht: Deine Erfolgschancen

Die Prüfungsvorbereitung hat monatelang gedauert und Du warst in der Klausur dann froh, dass Du die Fragen souverän beantworten konntest – so weit, so gut. Doch als Du Deine Note bekommst, fällst Du aus allen Wolken: Du hattest alles drauf und bist trotzdem fast durchgefallen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und über Deinen verdorbenen Notendurchschnitt zu trauern, hast Du aber noch eine Möglichkeit, das Blatt zu wenden: die Klausureinsicht. Eine nicht repräsentative Umfrage unter 100 Studenten in Nordrhein-Westfalen hat ergeben, dass ein Viertel schon einmal über ihre Note verhandelt haben – 80 Prozent davon hatten Erfolg! Sie konnten ihre Note nachträglich verbessern. Die Klausureinsicht kann sich also lohnen. Dazu musst Du allerdings einige Voraussetzungen berücksichtigen.

Achtung: Die Klausureinsicht ist kein Notenbasar!

Bei der Klausureinsicht kommt es darauf an, dass Du gut vorbereitet bist und Verhandlungsgeschick beweist. Wenn Du die Hälfte des Stoffs bereits wieder vergessen hast, wirst Du kaum Aussicht auf Erfolg haben. Hier geht es nicht darum, einfach mal hinzugehen und mit unschuldigem Augenaufschlag zu fragen, ob es nicht doch noch eine 2 werden könnte, weil Du den Stoff ja eigentlich viel besser beherrschst. Die Zeit für die Einsicht ist meistens sehr knapp angesetzt: An einigen Universitäten fallen nur zehn Minuten an, in denen Du erkennen musst, welche Antworten schlecht bewertet wurden und was die Ursache war. Betrachte die Klausureinsicht nicht als Notenbasar, sondern eher als kleine Nachprüfung. Mit guten Argumenten kann es Dir gelingen, eine bessere Note zu erzielen. Wenn Du keinen Plan mehr vom Stoff hast und nur ein bisschen feilschen willst, kannst Du Dir die Klausureinsicht auch direkt sparen.

Klausureinsicht: Diese Korrekturfehler solltest Du auf Anhieb erkennen

Da Du nur wenig Zeit für die Revision hast, rentiert es sich, dass Du typische Korrekturfehler kennst und systematisch herausfilterst. Wir stellen Dir die „Klassiker“ vor, die schon öfter Noten runtergezogen haben:

  1. Punkte falsch gezählt

    Im Idealfall hat sich der Korrektor einfach nur verzählt. Starte deshalb mit dem Nachrechnen der Punkte, bevor Du mit der inhaltlichen Analyse beginnst. Gerade bei größeren Fächern müssen die Prüfer oft einen riesigen Berg von Klausuren korrigieren. Klar, dass ihnen da hin und wieder Fehler unterlaufen. Manchmal werden sogar ganze Lösungsseiten in der Gesamtwertung vergessen. Halte am besten einen Taschenrechner parat, um die Nachzählung schnell über die Bühne zu bringen.

  2. (Teil-)Lösungen übersehen

    Gerade dann, wenn Du bei der Bearbeitung nicht chronologisch vorgegangen bist, übersehen Korrektoren manchmal ganze Aufgaben. Am Ende der Klausur rechnen sie schlichtweg nicht mehr damit, dass noch eine Teillösung zu Punkt 1 nachgeschoben wird. Prüfe, ob wirklich alle Aufgaben auch mit Punkten versehen worden sind. Wenn hier ein Korrekturfehler unterlaufen ist, kann das für Dich ganze Notensprünge ausmachen!

  3. Die Krux mit den Folgefehlern

    Ein potentieller Streitpunkt sind Folgefehler. Eigentlich soll derselbe Fehler nicht mehrfach in die Bewertung einfließen. In der Umsetzung ist das aber leider nicht immer ganz so klar. Während manche Prüfer Folgefehler innerhalb der ganzen Klausur berücksichtigen, drücken andere bei jeder Fragestellung den Reset-Knopf und bestrafen Dich für den gleichen Ausrutscher immer wieder aufs Neue. Eine klare Regelung kann viel ausmachen: Kläre, wie der Prüfer mit Folgefehlern umgeht.

  4. Keine Punkte für einen alternativen Lösungsansatz?

    Manchmal gibt es nicht ausschließlich eine richtige Lösung. Auch Alternativen können zum gewünschten Ergebnis führen. Wenn Dein alternativer Lösungsansatz von vornherein keine Punkte kassiert hat, kannst Du das beanstanden. Aber Vorsicht: Er muss natürlich fachlich korrekt sein und die Kriterien der Aufgabenstellung erfüllen. Sollte das nicht zutreffen, liegst Du mit Deiner Antwort schlichtweg falsch.

  5. Antworten haben meistens Spielraum

    Das Zauberwort für die Bewertung lautet Spielraum. Und den hast Du meistens auch in der Klausur. Die wenigstens Studenten schaffen es, die Ideallösung des Prüfers 1:1 zu treffen. Deshalb können Antworten auch ein wenig von der Musterbearbeitung abweichen – und zwar ohne negative Konsequenzen. Der Prüfer sollte das berücksichtigen. Allerdings gibt es gewisse Fächer, die keinen Spielraum zulassen: Wenn nach konkreten Definitionen, Jahreszahlen oder Theorien gefragt wird, kommt es auf Präzision an.

Klausureinsicht: Wann ist sie sinnvoll, wann nicht?

Die Einsicht kann sinnvoll sein, wenn...

  • ... der Korrektor sich bei den Punkten verzählt oder Aufgaben übersehen hat.
  • ... Du Folgefehler gemacht hast, die immer wieder in die Bewertung eingegangen sind.
  • ... Du den Prüfer nachträglich von Deinem alternativen Lösungsweg überzeugen kannst.

Du kannst sie Dir aber schenken, wenn...

  • ... Du Dich nicht intensiv vorher auf den Stoff vorbereitet hast.
  • ... Du einfach nur planlos nachverhandeln willst.
  • ... Du dem Korrektor respektlos begegnest, drohst, feilscht oder um ein paar Extrapunkte bettelst.

Wichtige Tipps für Deine Klausureinsicht

Du wirst in der Klausureinsicht nur Erfolg haben, wenn Du ein paar Dos und Don’ts berücksichtigst. Kläre zunächst, ob es einen festen Termin gibt und ob er eine Anmeldung erfordert. Durchschnittlich dauert die Klausureinsicht 10 bis 15 Minuten – Du hast also keine Zeit für Unachtsamkeit.

Bereite Dich gut vor

Die Klausur liegt wahrscheinlich schon einige Wochen oder gar Monate in der Vergangenheit. Krame deshalb Deine Unterlagen hervor und wiederhole den Stoff. Nur, wenn Du fit im Thema bist, fallen Dir Korrekturfehler in der knappen Zeit auf. Betrachte die Klausureinsicht als Mini-Wiederholungsprüfung. Schließlich musst Du eventuell mit den Prüfern über Lösungsansätze diskutieren und gute Argumente kannst Du nur bringen, wenn Du sicher im Umgang mit dem Stoff bist.

Zähle die Punkte nach

Wie bereits erwähnt: Dein erster Griff sollte zum Taschenrechner gehen, um die Punkte nachzuzählen – zur Sicherheit am besten gleich zweimal. Dass Punkte übersehen werden, ist die häufigste Fehlerquelle.

Korrekturhinweise checken und nachvollziehen

Nimm Dir nun konzentriert die Korrekturhinweise vor. Viele Anmerkungen am Rand machen zunächst einen schleierhaften Eindruck. Versuche sie nachzuvollziehen, um Deine Fehler zu erkennen. Hier kannst Du sehen, was schief gelaufen ist und wo Du eventuell doch noch Diskussionsspielraum hast.

Das Gespräch freundlich starten und durchziehen

Du hast etwas gefunden, was Dir verdächtig erscheint? Dann startest Du nun das Gespräch mit dem Korrektor. Dabei gilt vor allem eins: Halte Deine Emotionen unter Kontrolle. Wässrige Augen, ein vorwurfsvoller Tonfall oder eine zittrige Stimme sind jetzt kontraproduktiv. Starte das Gespräch höflich mit dem Hinweis, dass Du eine kurze Frage zu einer Aufgabe hast und falle nicht mit einem impulsiven „Sie haben da einen Fehler gemacht!“ mit der Tür ins Haus. Zeige Deinem Gegenüber, dass Du seine Arbeit respektierst, sei aber gewappnet für Widerworte. Ziehe das Gespräch mit sachlicher und klarer Argumentation durch. Bleibe auch unter Zeitdruck ruhig.

Korrekturen zunächst einmal akzeptieren

Der Prüfer rückt nicht von seiner Bewertung ab? Entspannt bleiben: Es ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Zeige keinen Zweifel, sondern ernsthaftes Interesse für den richtigen Lösungsweg. Lasse ihn Dir nochmal erklären, um zu erkennen, an welcher Stelle genau das Problem lag. Anschließend kannst Du überzeugend auf Deinen alternativen Ansatz hinweisen. Eventuell bekommst Du doch noch ein paar Punkte, wenn der Prüfer sieht, dass Du wirklich Interesse an der Materie mitbringst.

Klugscheißer stellen sich selbst ein Bein

An der Uni herrschen oft steinerne Hierarchien. Das kann man durchaus kritisieren, aber bitte nicht in der Klausureinsicht. Auf keinen Fall solltest Du dem Prüfer vermitteln, dass Du seine Lösung für Unsinn hältst. Dabei ist es ganz egal, ob der Prüfer eine altehrwürdige Professorin oder ein junger Gastdozierender ist: Klugscheißen wird Dir so oder so keinerlei Vorteile verschaffen. Auch wenn dem Korrektor ein glasklarer Fehler unterlaufen ist, solltest Du ihn nicht mit spöttischem Grinsen darauf hinweisen, sondern so indirekt und diskret wie möglich vorgehen. Je sympathischer Du dem Prüfer bist, desto größer ist die Chance, dass doch noch das ein oder andere Pünktchen für Dich abfällt.

Wer feilscht, nervt den Prüfer

Ein weiteres No-Go ist das Feilschen um eine bessere Note. Wir alle erinnern uns: Das hat schon in der Grundschule nicht gezogen. Die Klausureinsicht hat den Zweck, die Bewertung Deiner Lösungsansätze nachzuvollziehen. Wenn der Korrektor merkt, dass Du auf Teufel komm raus bei jeder Aufgabe noch ein paar Punkte rausschlagen willst, wird er schnell blocken. Seine Zeit ist schließlich knapp und er widmet sich dann eher den Studenten, die ernsthafte Beanstandungen haben.

Eigene Fehler eingestehen

Der Klügere gibt nach: Gestehe Dir ein, dass Du Fehler gemacht hast. Schiebe nicht dem Prüfer die Schuld in die Schuhe, weil seine Aufgabenstellung angeblich unklar oder die Benotung unfair war. Gib im Gespräch mit dem Korrektor offen zu, dass Du in der Aufgabe falsch lagst. Gleichzeitig solltest Du aber zeigen, dass Du den Stoff eigentlich beherrschst. So kannst Du am Ende des Gesprächs vielleicht doch noch ein paar Teilpunkte für die Aufgabe kassieren.

Vergleiche führen zu nichts

Ein weiterer Klassiker aus alten Schulzeiten: „Warum hat Hans-Peter eine 2 bekommen und ich nur eine 3?“ Unangenehmer geht es kaum, denn damit stellst Du die Kompetenz des Korrektors in Frage und teilst unfair gegen Kommilitonen aus. Das ist ein riesiger Affront: Die Chance auf eine sachliche Auseinandersetzung über die Bewertung kannst Du nun vergessen. Auch Vergleiche mit älteren Klausuren aus den vergangenen Semestern führen zu nichts und haben in der Klausureinsicht nichts verloren. Der Prüfer wird sich so oder so angegriffen fühlen.

Wer bettelt oder droht, verliert

Von Drohungen mit dem Anwalt oder dem Dekan solltest Du erst recht absehen. Außer einem spöttischen „Dann versuchen Sie es doch!“ seitens des Prüfers kannst Du Dir dadurch nichts erhoffen. Du blamierst Dich höchstens nach Strich und Faden. Das bedeutet nicht, dass Dir die Option grundsätzlich verwehrt bleibt. Natürlich hast Du in Ausnahmefällen Chancen auf Erfolg, wenn Du den Rechtsweg einschlägst – nur die Androhung ist Fehl am Platz. Ein weiteres Tabu ist das Auspacken privater Geschichten, die Dich ausgerechnet an dem Klausurtag aus der Bahn geworfen haben, um aus Mitleid noch „bitte den einen Punkt zu bekommen“. Seelen-Striptease wird Dir in der Klausureinsicht keineswegs zu einer besseren Note verhelfen.

Die Klausureinsicht versöhnlich zu Ende bringen

Auch, wenn argumentativ die Fetzen geflogen sind: Hinterlasse mit einer netten Verabschiedung einen positiven Eindruck. Es kann Wunder wirken, dem Korrektor trotz eurer Diskussion eine weiterhin angenehme vorlesungsfreie Zeit zu wünschen. Vielleicht läufst Du ihm in einem zukünftigen Semester wieder über den Weg. Außerdem tauschen sich auch Professoren untereinander aus. Und den Ruf als „der Notenfeilscher, der immer gleich mit dem Anwalt kommt“ will nun wirklich niemand haben.

Finde Dich mit dem Ergebnis ab

Zu guter Letzt solltest Du Frieden mit Deiner Note schließen. Es heißt schließlich „Klausureinsicht“ und nicht „Klausurverbesserung“. Das Angebot ist für Dich da, um Fehler zu erkennen und diese in Zukunft zu vermeiden. Beim Studieren durchläufst Du einen persönlichen Reifeprozess: Dazu zählt auch, eigene Schwächen und Stärken zu erkennen und nicht mehr nur den anderen die Schuld für schlechte Noten zu geben. Sollte bei der Bewertung aber wirklich grundlegend etwas falsch gelaufen sein, kannst Du Widerspruch gegen das Ergebnis einlegen.

Mit Vollmacht zur Klausureinsicht

Die Termine für die Klausureinsicht überschneiden sich mit Deinem bereits gebuchten Urlaub? Egal, aus welchen Gründen Du verhindert bist, Du kannst einer Person Deines Vertrauens eine Vollmacht zur Klausureinsicht ausstellen. Die bevollmächtigte Person kann zum Beispiel ein Kommilitone sein – Hauptsache, sie ist in Deinem Fach bewandert. Die Klausureinsicht läuft dann ganz normal ab, nur dass eben die andere Person durch Deine Aufgaben geht und stellvertretend für Dich mit dem Korrektor spricht. Selbstverständlich ist es besser, wenn Du selber erscheinst. Für den Notfall ist es aber eine gute Alternative, jemanden mit Vollmacht zur Klausureinsicht zu schicken.

Fazit: Die Klausureinsicht kann sich lohnen

Zusammengefasst gilt also: Die Klausureinsicht hilft Dir unter bestimmten Voraussetzungen dabei, Deine Note nachträglich zu verbessern. Am klarsten ist der Fall, wenn sich der Korrektor einfach bei den Punkten verzählt hat. Aber auch der Hinweis auf einen anderen Umgang mit Folgefehlern oder alternativen Lösungswegen kann Dir zu einem besseren Ergebnis verhelfen. Dazu musst Du aber auch den Stoff draufhaben. Wenn Du gar nicht vorbereitet bist, läufst Du Gefahr, in der Diskussion mit dem Korrektor zu verlieren. Die Klausureinsicht bringt Dir außerdem überhaupt nichts, wenn Du nur mal planlos um ein paar Extrapunkte feilschen willst. Wichtig ist, dass Du höflich bleibst und Deine Emotionen unter Kontrolle behältst. Auch oder sogar vor allem dann, wenn viel von der Klausur abhängt.

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