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Altersarmut in Deutschland: Wem droht das?

Viele Menschen sind im Alter von Armut betroffen und kommen nur dank der Unterstützung vom Staat über die Runden. Bei uns erfährst Du, welche Personen besonders von Altersarmut in Deutschland betroffen sind, welche Gründe am häufigsten zu Armut im Alter führen und wie Du Dich vor Armut in Deutschland schützen kannst.

Was ist Altersarmut (Definition)?

Die Europäische Union hat eine offizielle Definition für Altersarmut festgelegt. Diese lautet wie folgt:

  • Armutsgefährdet: maximal 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens
    2017 lag das Medianeinkommen oder auch Mittlere Einkommen in Deutschland für einen Ein-Personen-Haushaushalt bei 1.400 Euro pro Monat. Daraus folgt, dass die Grenze für eine Armutsgefährdung bei 840 Euro pro Monat liegen.
  • Arm: maximal 40 Prozent des nationalen Medianeinkommens
    40 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens waren im Jahr 2017 knapp 560 Euro monatlich.

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und die WHO (Weltgesundheitsorganisation) sprechen hingegen dann von Armut, wenn die betroffenen Personen maximal 50 Prozent des Mittleren Einkommens zur Verfügung haben. In den Medien und in der Politik ist auch dann von Armut die Rede, wenn das Monatseinkommen weniger als 900 Euro beträgt.

Von Altersarmut wird in Deutschland dann gesprochen, wenn ein Rentner seine Kosten nicht mehr allein durch sein Einkommen decken kann und private sowie gesetzliche Vorsorgeaufwendungen nicht mehr ausreichend sind. Ein Großteil der von Armut in Deutschland Betroffenen ist aus diesem Grund auf zusätzliche finanzielle Unterstützung durch soziale Einrichtungen angewiesen. 

Wer ist besonders von Altersarmut bedroht?

Zurzeit liegt das Risiko, im Alter arm zu sein, bei den über 65-Jährigen bei 15,6 Prozent, betrifft also knapp 2,6 Mio. Rentner. Um der Altersarmut zu entgehen, beziehen etwa eine halbe Million Rentner Grundsicherung, um mit deren Hilfe ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und die eigene Existenz zu sichern. Die folgenden Gruppen sind besonders häufig von Armut im Alter betroffen:

Frauen

Besonders stark von Altersarmut bedroht sind Frauen. Das liegt zum einen daran, dass sie bei gleicher Arbeit oft weniger verdienen als ihre männlichen Arbeitskollegen und zum anderen aufgrund von Schwangerschaften Auszeiten genommen oder aufgrund von Kindererziehung in Teilzeit-Jobs gewechselt sind. Aus diesen Gründen bekommen viele Frauen oft nur rund 60 Prozent der Rente, die Männer erhalten. 

Arbeitslose

Neben Frauen sind auch Personen von Altersarmut betroffen, die häufig ohne Arbeit sind. Arbeitslosigkeit führt langfristig dazu, dass sich die Rentenansprüche reduzieren.

Geringverdiener

Auch Personen, die Jobs mit geringem Einkommen ausüben, auf aufgrund der reduzierten Rentenansprüche von Altersarmut in Deutschland betroffen. Insbesondere die Niedriglöhne sorgen dafür, dass Personen im Alter arm werden. Geringverdiener ist es kaum möglich, in eine gesetzliche oder ganz und gar in eine private Altersvorsorge einzuzahlen. 

chronisch Kranke

Daneben muss eine hohe Zahl von Arbeitnehmern aufgrund von psychischen oder physischen Erkrankungen früher als geplant ihren Job aufgeben, wodurch sie im Alter eher von Armut betroffen sind als Personen, die nicht chronisch erkrankt sind.

Welche Gründe gibt es für die Altersarmut?

Zwar ist die Altersarmut in Deutschland im Vergleich zur Gesamtbevölkerung aktuell noch vergleichsweise niedrig, doch glaubt man den zahlreiche Experten, wird die Anzahl der armutsgefährdeten Senioren in den nächsten Jahren zunehmen. Die Gründe dafür sind:

alternde Bevölkerung

Wenn Du aktuell in die Rentenversicherung einzahlst, investieren Du leider nicht in sich selbst, sondern finanzierst die derzeitigen Senioren in Deutschland. Du selbst wiederum wirst von den jüngeren Generationen finanziert werden, wenn Du in einigen Jahren schließlich selbst das Rentenalter erreichst. Die demographische Entwicklung in Deutschland und dass Senioren immer älter werden sorgt allerdings dafür, dass auf einen Rentner immer weniger Erwerbstätige kommen. Im Jahr 2015 kamen zum Beispiel nur noch 2,1 Erwerbstätige auf einen Rentner. In der Zukunft ist damit zu rechnen, dass diese Zahlen noch weiter sinken.

niedrige Zinsen

Geld für später zur Seite zu legen oder in eine private Altersvorsorge zu investieren schaffen aktuell nur wenige Arbeitnehmer. Dazu kommt, dass die Zinssätze sowohl bei Sparkonten als auch bei den Versicherungen derzeit historisch niedrig ausfallen.

Rentenniveau

Das Rentenniveau sinkt nicht zuletzt wegen des demographischen Wandels. Arbeitnehmer müssen derzeit ganze 45 Jahre lang in die gesetzliche Krankenversicherung eingezahlt haben, um etwa die Hälfte ihres vorherigen Nettogehalts als Rente ausgezahlt zu bekommen. In den kommenden Jahren sollen die Rentenbeträge in Deutschland Prognosen zufolge noch weiter sinken.

Wie kann ich mich vor Altersarmut schützen?

In Deutschland hast Du verschiedene Möglichkeiten, um für das Leben im Alter vorzusorgen. Auf welche Form der Altersvorsorge Deine Entscheidung letzten Endes fällt, hängt von Deiner individuellen Situation und Deinen Wünschen ab. Wichtig ist allerdings, dass Du bereits jetzt damit beginnst, für das Alter vorsorgen, damit Du nicht in die Altersarmut rutschst, sondern Dir Deinen Lebensunterhalt weiterhin finanzieren und gegebenenfalls sogar Deinen aktuellen Lebensstandard beibehalten kannst.

Grundsicherung

Eine Option, um sich vor einer drohenden Altersarmut zu schützen, ist die sogenannte Grundsicherung. Die ist dazu gedacht, Menschen im Rentenalter zu unterstützen, denen zu wenig Geld zur Finanzierung des Lebensunterhalts zur Verfügung steht.

Die betroffenen Personen müssen allerdings eine Altersgrenze erreicht haben, um die Grundsicherung auch zu erhalten. Abhängig vom Geburtsdatum liegt diese zwischen 65 und 67 Jahren. Da Personen im Rentenalter aus ihrem Beruf ausscheiden und im Regelfall auch keine andere Arbeit mehr ausführen können, besteht bei ihnen nicht die Möglichkeit, das eigene Einkommen durch einen Arbeitslohn aufstocken.

Liegt der Bedarf für den Lebensunterhalt höher als das zur Verfügung stehende Einkommen durch die Rente, ist die Grundsicherung zur Stelle. Diese kommt für den Differenzbetrag auf, der notwendig ist, um den Lebensunterhalt finanzieren zu können. Mit dieser Hilfe können die betroffenen Personen ihre Miete zahlen und Hygieneartikel, Lebensmittel und Kleidung erstehen.

Laut offiziellen Angaben des statistischen Bundesamts haben 2017 insgesamt 544.090 Rentner die Grundsicherung bezogen. – 61 Prozent von ihnen waren Frauen.

Eigenes Vermögen wird berücksichtigt

Verfügst Du über angespartes Geld oder Luxusgüter, die Du veräußern könntest, zählt dies zu Deinem Einkommen hinzu. Erst in dem Fall, dass Dir kein zusätzliches Vermögen mehr zur Verfügung steht, kannst Du die Grundsicherung erfolgreich beantragen.

Einkommen der Kinder wird berücksichtigt

Verfügt eines Deiner Kinder über ein Vermögen von mindestens 100.000 Euro im Jahr, ist es gesetzlich dazu verpflichtet, Dich als von Altersarmut betroffene Person finanziell zu unterstützen. Das gilt im Übrigen auch andersherum: Übersteigt das Vermögen beider Elternteile jährlich 100.000 Euro, müssen diese für den Unterhalt ihres Kindes aufkommen. Auch in diesem Fall erhält die betroffene Person keine Grundsicherung vom Staat.

private Altersvorsorge

Damit Du im Alter nicht ausschließlich auf die gesetzliche Rentenversicherung angewiesen bist, ist es in jedem Fall ratsam, möglichst früh mit der privaten Altersvorsorge anzufangen. Für den Fall, dass Deine gesetzliche Rente vergleichsweise gering ausfällt, kannst Du dann nämlich von Deinen Ersparnissen aus der privaten Altersvorsorge profitieren. Ein großer Teil der Arbeitnehmer in Deutschland geht mit gutem Beispiel voran. Im Jahr 2015 haben bereits schon knapp 16 Mio. Menschen eine private Altersvorsorge abgeschlossen. 2005 waren es nur um die 5,5 Mio. Personen, die sich mit Hilfe einer privaten Altersvorsorge vor einer drohenden Altersarmut geschützt haben. Es gibt verschiedene Modelle, mit deren Hilfe Du dafür sorgen kannst, später nicht von Altersarmut betroffen zu sein.

Riester-Rente

Bei der Riester-Rente stehen Dir unterschiedliche Varianten offen, die Du abschließen kannst, um Dich vor Altersarmut zu schützen. Dazu zählen:

Bist Du rentenversicherungspflichtig und unterliegst der unbeschränkten Steuerpflicht unterliegst, darf Du als private Altersvorsorge die Riester-Rente nutzen. Als Geringverdiener wirst Du hier ebenso wie Familien besonders begünstigt. Dazu kommst, dass Du Die Riester-Rente von der Steuer absetzen kannst.

Das in die Versicherung eingezahlte Geld wird bei der Riester-Rente erst ab einem Mindestalter von 60 Jahren ausgezahlt, und zwar in Form einer monatlichen Rente.

Rürup-Rente

Die Rürup-Rente ist eine Form der Basisrente, die Personen vor Altersarmut schützen soll. Ab dem 60. Lebensjahr wird Dir das das vorab eingezahlte Geld in Form eines Rentenbeitrags ausgezahlt, und zwar jeden Monat. Diese Form der Vorsorge wird durch Steuerbegünstigungen staatlich gefördert. Hier haben vor allen Dingen Selbstständige einen Vorteil, die aufgrund ihrer selbständigen Tätigkeit nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen – sofern ihre Arbeit nicht künstlerischer oder publizistischer Natur ist. In diesem Fall wären sie nämlich über die Künstlersozialkasse, kurz KSK, versichert und würden auch als Selbständige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung leisten.

Daneben ist bei diesem Modell der Altersvorsorge als positiver Aspekt anzumerken, dass die über die Bezieher von Rürup-Rente ihr Geld nicht anderweitig ausgeben können, sondern dieses erst im Rentenalter ausgezahlt bekommen.

Fonds-Sparplan

Selbstverständlich kannst Du Dein Geld als Teil der Riester-Rente auch in Fonds investieren. Dadurch kannst Du im Alter auf eine größere Gewinnchance hoffen. Als besonders sicher gilt diese Form der Altersvorsorge allerdings leider nicht. Am besten ist Dein Geld – sofern Du unbedingt auf einen Sparplan zurückgreifen möchtest, um Dich vor Altersarmut zu schützen - noch immer mit Hilfe eines speziellen Banksparplans abgesichert.

betriebliche Altersvorsorge

Bei der betrieblichen Altersvorsorge handelt es sich um eine freiwillige Leistung Deines Arbeitgebers. In den meisten Fällen wird diese allerdings auch von Dir als Arbeitnehmer selbst finanziert. Ein Teil Deines Gehalts fließt bei der betrieblichen Altersvorsorge direkt in eine private Rentenversicherung. Dein Arbeitgeber legt diese entweder intern oder extern in einer Direktversicherung an.

Dein Geld ist dort zwar sicher, doch sinkt durch diesen Abzug von Deinem Bruttolohn natürlich auch Dein Anspruch an die gesetzliche Rentenversicherung. Auf die Betriebsrente musst Du zudem im Alter Steuern zahlen.

Lebensversicherungen

Auch Lebensversicherungen kannst Du nutzen, um Dich vor Altersarmut zu schützen, wobei Dir unterschiedliche Modelle offenstehen. Bei einer Kapitallebensversicherung zum Beispiel wird eine bestimmte Laufzeit vordefiniert, die zum Beispiel beim Eintritt ins Rentenalter endet. Ist die Laufzeit vollständig abgelaufen, erhältst Du als versicherte Person eine bestimmte Summe, mit der Du Dich finanzieren kann.

Die Kapitallebensversicherung wird in vielen Fällen mit einer sogenannten. Risikolebensversicherung kombiniert. Dass bedeutet, dass die Angehörigen des Versicherten die vereinbarte Summe erhalten, falls die versicherte Person selbst innerhalb des Versicherungszeitraums verstirbt. Lebensversicherungen gehören zu den beliebtesten Varianten zum Schutz vor Altersarmut. Beachten solltest Du vor Abschluss einer Kapital- oder Risikolebensversicherung allerdings, dass alle nach dem 1.1.2005 abgeschlossenen Verträge vollständig versteuert werden müssen und von dem Betrag, den Du erhältst, somit noch einmal Geld abgeht.

Warum ist die Altersarmut ein wachsendes Problem?

Es gibt mehrere Faktoren, die dafür zuständig sind, dass immer mehr Personen von Altersarmut betroffen sind:

steigende Preise

Die Mietpreise steigen von Jahr zu Jahr immer weiter an. Das betrifft insbesondere Großstädte und sogenannte Ballungszentren. Doch auch die Preise für Lebensmittel, Hygieneprodukte und Kleidung werden immer teurer – bei gleichbleibenden Löhnen und sinkenden Rentensätzen. 

sinkende Renten

In den kommenden Jahren werden immer mehr Rentner einen Anspruch auf Grundsicherung haben, da die normalen Renten immer weiter sinken werden.

demografischer Wandel

Selbst dann, wenn Arbeitnehmer zum jetzigen Zeitpunkt 40 Jahre lang regelmäßig Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, können sie im Alter keine normale Rente, die zum Leben reicht, erwarten. Aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland werden die nachfolgenden Generationen nicht mehr genügend Geld erwirtschaften, das sie in die Rentenkassen einzahlen können.

Entwicklung des Arbeitsmarktes

Nicht zuletzt sorgt die Entwicklung am Arbeitsmarkt dafür, dass die ältere Generation immer ärmer wird. Insbesondere Minijobber, Arbeitnehmer mit sehr niedrigen Löhnen und Arbeitslose haben keine Möglichkeit, genug Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, um ausreichend vor einer drohenden Altersarmut geschützt zu sein. Häufig reicht das erwirtschaftete Geld nicht einmal aus, um Wohnung und Essen zu finanzieren. Darunter leiden auch die Rentenkassen, denn diese werden immer leerer.

Welche Maßnahmen ergreift die Regierung, um die Altersarmut zu senken?

Seit mehreren Jahren arbeitet die deutsche Regierung aktiv daran, die Altersarmut mit Hilfe von verschiedenen Maßnahmen zu senken. Die folgenden Projekte und Maßnahmen wurden zu diesem Zweck in der vergangenen Zeit ins Leben gerufen und beschlossen:

Regelbedarf zur Grundsicherung

Änderung des Regelbedarfs für die Grundsicherung: Seit dem 1. Januar 2018 erhalten Betroffene in der höchsten Stufe I monatlich 416 Euro und Betroffene in der niedrigsten Stufe VI 240 Euro pro Monat.

Einen weiteren Schritt zur Bekämpfung von Altersarmut plant derzeit die Partei „Die Grünen“. Sie wollen zum Schutz vor Altersarmut die Einführung einer Garantierente von mindestens 850 Euro pro Monat durchsetzen.

Mindestlohn

Festlegung des Mindestlohns: Die deutsche Regierung hat am 01.01.2015 den verpflichtenden Mindestlohn eingeführt, der das Einkommen vieler Menschen steigen lassen und vor allen Dingen vor Lohndumping schützen soll.

Der Staat allerdings wird von vielen Seiten kritisiert, in diesem Punkt nicht ausreichend zu handeln. Der Mindestlohn sorgt zum Beispiel dafür, dass viele Arbeitnehmer über mehrere Jahre hinweg für nur 8,50 Euro pro Stunde beschäftigt werden. Dadurch bleibt ihnen kaum noch Geld für den eigenen Lebensunterhalt, und auch in eine private Altersvorsorge zu investieren, um sich vor Altersarmut zu schützen, ist mit einem Lohnniveau von nur 8,50 Euro die Stunde nicht möglich.

Mütterrente

Einführung der Mütterrente: Seit Juli 2014 können Mütter von Kindern, die vor dem Jahr 1992 das Licht der Welt erblickt haben, die Kindererziehungszeiten von 30 Monaten auf zwei Jahre erhöhen. Dadurch erhöht sich nicht nur die Altersrente, sondern auch die die Hinterbliebenen- und Erwerbsminderungsrente.

Renteneinstiegsalter

Einführung der Rente ab 63/64: Alle Personen, die zwischen 1951 und 1963 geboren wurden, können mit 63 beziehungsweise 64 Jahren in Rente gehen – und das sogar abschlagsfrei. Dazu müssen sie allerdings 45 Jahre Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung geleistet haben.

Die Rente ab 63 beziehungsweise 64 Jahren wirkt sich somit folglich nur auf einen überschaubaren Teil der Arbeitnehmer in Deutschland aus, sodass diese Maßnahme eine drohende Altersarmut leider auch nicht vollständig bekämpfen kann.