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Auskunfteien: Was ist das und welche gibt es?

Sicher musstest Du schon einmal eine Bonitätsauskunft einholen – zum Beispiel für Deinen Vermieter, wenn Du eine Wohnung wolltest oder Deine Bank, wenn Du einen Kredit beantragt hast. Auskunfteien erstellen diese Bonitätsauskunft. Wie erklären Dir, wie genau Sie diese erstellen und welchen Nutzen sie haben.

Was sind Auskunfteien?

Eine Auskunftei, oder auch Wirtschaftsauskunftei genannt, ist ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen, das bonitätsrelevante Daten zu Privatpersonen und Wirtschaftsunternehmen erhebt, verarbeitet und an Geschäftspartner weitergibt. Diese Informationen geben Auskunft über die wirtschaftliche Betätigung, Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern sowie Unternehmen. Damit sollen Banken und Unternehmen vor Kreditausfällen geschützt und Verbraucher vor Überschuldung bewahrt werden.

Welche Auskunfteien gibt es in Deutschland?

Heute gibt es insgesamt 21 Auskunfteien in Deutschland. Hierbei haben sich fünf große Auskunfteien herauskristallisiert, die den meisten bekannt sind.

Anzahl Einträge zu Personen Art der Einträge
Schufa 66 Mio. negative + positive
Boniversum 55 Mio. negative + positive
Deltavista 45 Mio. nur negative
Bürgel 39 Mio. nur negative
Infoscore 7,8 Mio. nur negative

größten Auskunfteien

Schufa

Der Name Schufa ist fast schon ein Gattungsbegriff für die gesamte Branche. Auf jeden Fall ist diese Auskunftei die größte und bekannteste ihrer Art. Sie wurde 1927 gegründet, sitzt in Wiesbaden und hat 9.000 Kunden, von denen sie auch einen Teil ihrer Informationen bezieht. Mit ihren 750 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 145 Millionen Euro ist die Schufa die Auskunftei mit den meisten Datensätzen von über mehr als 67 Millionen Bundesbürger sowie 5,3 Millionen Unternehmen. Laut eigenen Angaben handelt es sich bei 90 Prozent der gespeicherten Daten um solche, die den Score positiv beeinflussen. Der Schufa Score ergibt sich aus vergangenen Kreditgeschäften und historischen Finanzdaten. Auch Informationen aus öffentlichen Quellen, beispielsweise zu Inkassoverfahren, werden für den Schufa Score genutzt.

Boniversum

Eine weitere Wirtschaftsauskunftei kommt aus Neuss. Die Creditreform Boniversum GmbH startete 1997 in den Markt und gehört zur Creditreform Gruppe. Sie zählt sich zu den größten Anbietern von Bonitätsinformationen über Privatpersonen in Deutschland. Ihre Informationen bezieht sie aus öffentlich zugänglichen Quellen sowie von den 70.000 Inkasso-Kunden der Unternehmensgruppe. In der Kartei lagern rund 110 Millionen Datensätze. Über wie viele Personen sie Informationen sammelt, verrät Creditreform Boniversum nicht.

Bürgel

Die Auskunftei bezeichnet sich selbst als einen der führenden Dienstleister in Deutschland. Ihre Kunden stammen überwiegend aus den Bereichen E-Commerce, Payment Services, Telekommunikation und Forderungsmanagement. Das Unternehmen ist im Juli 2017 aus den Auskunfteien Bürgel Wirtschaftsinformationen und CRIF GmbH entstanden. Die Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG hat bis 2016 Daten zu knapp 40 Millionen Menschen gespeichert, wobei diese ausschließlich negativ sind. Sie setzen sich zusammen aus öffentlichen Registern und Zahlungserfahrungen. Die Auskunftei Bürgel berechnet aber auch einen Score, wenn keine Daten vorliegen. Hierzu werden statistische Verfahren genutzt, welche dem Verbraucher einen Wahrscheinlichkeitswert zuweisen.

Infoscore

Durch die Auskunftei Infoscore Consumer Data GmbH werden etwa 40 Millionen bonitätsrelevante Informationen zu knapp 8 Millionen deutschen Verbrauchern gespeichert. Diese stammen zum einen aus Quellen wie Banken und Händler, die den Konsum betreffen, zum anderen aus öffentlichen Quellen, aber auch Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte sowie Mitteilungen über Insolvenzverfahren. Auch Informationen zum Wohnumfeld oder der Wohndauer sowie das Alter können den Score beeinflussen. Die Infoscore Consumer GmbH speichert ausschließlich negative Daten.

Deltavista

Bei der Deltavista GmbH liegen Daten zu 45 Millionen Personen vor. Bei den Daten handelt es sich ausschließlich um negative, also solche, die gegen die Kreditwürdigkeit eines Verbrauchers sprechen. Der Score wird durch eine Ampel ausgedrückt. Die Auskunftei nutzt neben vergangenen Zahlungsausfällen auch Anschrift, Familienstand, Beruf, Einkommen und Haushaltsgröße zu Berechnung der Kreditwürdigkeit.

weitere Auskunfteien

Neben den fünf großen Wirtschaftsauskunfteien gibt es eine Reihe anderer:

  • accumio finance service GmbH
  • Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
  • Creditreform Boniversum GmbH
  • CRIF Bürgel GmbH
  • CS Connect GmbH & Co. KG
  • databyte GmbH
  • datagate GmbH
  • Deltavista GmbH
  • Detektei Sindermann
  • easycash GmbH
  • easycash Loyalty Solutions GmbH
  • easyscore24.de e.K.
  • EOS Information Service GmbH
  • Experian Deutschland GmbH
  • Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
  • IHD Service GmbH
  • infoscore Consumer Data GmbH
  • SAZ Marketing GmbH
  • SCHUFA Holding AG
  • Supercheck GmbH
  • UNIVERSUM Business GmbH (ehem. Producta Daten-Service GmbH)

Wo erhalte ich eine Selbstauskunft?

Bei der Schufa und bonify kannst Du eine kostenlose Selbstauskunft anfordern. Dabei ist bonify keine Auskunftei an sich, sondern agiert als Partner von Auskunfteien und ermöglicht Dir Transparenz über die persönliche Bonität zu bekommen, diese zu überwachen und zu optimieren. Zusätzlich bietet bonify die Möglichkeit, Deine Transaktionen von Bankkonten zu verwalten. Auf Basis Deiner Bonitäts- und Finanzsituation erhältst Du passende Angebote, wie einen Strom- oder Handyvertrag. Auch werden Dir Sparmöglichkeiten aufgezeigt, zum Beispiel durch einen Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter oder durch Umschuldung eines Kredits.

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    Welche Art von Daten sammeln die Auskunfteien?

    Auskunfteien unterscheiden sich vor allem dadurch, dass einige auch positives Zahlungsverhalten speichern, während andere nur negative Merkmale in den Score einfließen lassen. Wie und was gesammelt und berechnet wird, ist von Auskunftei zu Auskunftei unterschiedlich. Die Auskunfteien stellen mitunter ganz unterschiedliche Bonitätsauskünfte zur Verfügung, die sich an branchenspezifischen Maßgaben orientieren. Die Auskunfteien greifen beispielsweise bei einer Kreditanfrage für eine Pkw-Finanzierung in Höhe von 10.000 Euro auf andere Daten zu, als wenn es um eine Immobilienfinanzierung von mehreren 100.000 Euro geht. 

    Personenbezogene Daten

    Je mehr Daten eine Auskunftei hat, desto präziser kann sie Aussagen über das Zahlungsausfallrisiko eines Verbrauchers treffen. Datengrundlage für jede Auskunftei sind dabei die Personendaten, wie Name, Alter, Geschlecht und Anschrift. Falls keinerlei weitere Informationen zu einer Privatperson vorhanden sind, wird bereits aus diesen Daten ein Bonitätsscore berechnet. In dem Fall kann sich beispielsweise die Wohngegend auf die Beurteilung auswirken. Weitere Daten sind unter anderem:

    • Familienstand
    • Tätigkeit
    • Immobilienbesitz
    • Die Anzahl der Girokonten und Kreditkarten (nicht aber deren Saldo)
    • Kredite jeglicher Art (Immobilienkredite, Autokredite, Ratenkäufe, Dispositionskredite, Ratenkredite, Rahmenkredite und Handyverträge mit Finanzierung von Telefonen)

    Einträge bei Auskunfteien sind also nicht immer schlecht. Sie können auch dazu beitragen, einen guten Score zu entwickeln. Wer nämlich bereits einmal einen Kredit zuverlässig abbezahlt hat, legt durch sein Verhalten in der Vergangenheit nahe, dies in der Zukunft ebenso zu tun.

    Negative Daten sind beispielsweise:

    • Inkasso- und Insolvenzverfahren
    • Gerichtsdaten (Haftbefehle)

    Wirtschaftsbezogene Daten

    Viele Daten für Privatpersonen gelten auch für Unternehmen. Vor allem die negativen Daten. Neben den Kommunikationsdaten, wie Geschäftssitz, Postfach, Telefon- und Emaildaten, kommen bei Unternehmen dann noch andere Daten hinzu, die als Grundlage für den Score genommen werden, wie zum Beispiel:

    • Rechtsform (Gesellschaftsform, Aktivitätsstatus, Gründungsdaten, Handelsregisterdaten, etc.)
    • Gegenstand des Unternehmens
    • Niederlassungen, Filialen, etc.
    • Beurteilung der Finanzlage des Unternehmens (Zahlungserfahrungen, Beurteilung der Geschäftsbeziehung, Bewertung der finanziellen Lage anhand von Rankings, bzw. Bonitätsindizes)
    • Unternehmensdaten, Umsätze, Gewinne/Verluste, Anzahl der Mitarbeiter, etc.

    Bonitätsscore

    Die gesammelten Daten über Verbraucher und Unternehmen nutzen Auskunfteien auch zur Berechnung von Wahrscheinlichkeitswerten. Ein solcher Wahrscheinlichkeitswert ist der Bonitätsscore. Prüft ein Unternehmen Deine Bonität über eine Auskunftei, erfährt es wie wahrscheinlich es ist, dass Du Deinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen wirst. Wie genau die Einschätzung zustande kommt, ist dabei ein Betriebsgeheimnis. Eine gute Bonität heißt in dem Fall, dass Du Deine Rechnungen begleichen wirst oder Du den Kredit fristgerecht abbezahlen kannst. Banken reagieren bei weniger guten Bonitätsauskünften zum Beispiel damit, die Konditionen des Kredits anzupassen, so durch höhere Zinsen oder unflexibleren Zahlungsmodalitäten. Dein Bonitätsscore kann abgefragt werden, wenn:

    • ein berechtigtes Interesse der Unternehmen an diesen Daten vorliegt (wenn das Unternehmen ein Kreditrisiko eingeht)
    • Du als Verbraucher ausdrücklich einwilligst (Bestellst Du zum Beispiel bei einem Online-Shop, wird die Einwilligung oft durch die Setzung eines Hakens eingeholt. Auch kann es sein, dass Du einen Vertrag unterzeichnest, der die Einwilligung beinhaltet)

    Warum sollte ich eine Selbstauskunft bei den Auskunfteien einholen?

    Da Auskunfteien Unternehmen sind, verdienen Sie Geld, wenn sie Auskünfte erteilen. 2010 wurde jedoch das Recht auf eine jährliche kostenlose Selbstauskunft eingeführt, welches Du als Verbraucher nutzen solltest, um mehr über Deine eigene Bonität zu erfahren. Etwa 11% der Deutschen haben fehlerhafte oder veraltete Daten in ihrer Schufa – meist ohne davon zu wissen. Deshalb lohnt es sich, einmal selber Deine Daten zu checken.

    Kontrolle

    Die Schufa Holding AG ist zum Beispiel dazu verpflichtet, nach einer bestimmten Zeit Schufa Einträge zu löschen. Diese gelöschten Informationen sind veraltet und dürfen keinen weiteren Einfluss auf Deinen Schufa Score haben. Findest Du in Deiner Selbstauskunft veraltete Einträge, kannst Du deren Korrektur verlangen. Danach solltest Du Ausschau halten:

    abbezahlter Kredit

    Wenn Du einen Kredit aufnimmst, werden Informationen zu Deinem Zahlungsverhalten an die Schufa übermittelt. Wenn Du den Kredit vollständig abbezahlt hast, dürfen die Informationen nur drei Jahre in der Datenbank verbleiben. Danach werden Schufa-Einträge gelöscht.

    Kreditanfrage

    Wenn Du eine Kreditanfrage stellst, kann sich dies ebenfalls in Deiner Schufa zeigen. Solche Informationen werden allerdings nur 10 Tage lang an andere Vertragspartner weitergegeben. Nach einem Jahr muss der Eintrag gelöscht werden

    Girokonto-Anfrage

    Für die Anfrage zur Eröffnung eines Girokontos gilt das gleiche wie für eine Kreditanfrage. Die Daten werden ein Jahr lang gespeichert, jedoch nur 10 Tage lang weitergegeben.

    Schuldnerverzeichnis-Informationen (z.B. eidesstattliche Versicherung)

    Daten aus Schuldnerverzeichnissen werden nach drei Jahren gelöscht. Das kannst Du beschleunigen, indem Du der Schufa nachweist, dass das Amtsgericht Deine eidesstattliche Versicherung aus dem Schuldnerverzeichnis gelöscht hat.

    Korrektur

    Auch wenn kein Verdacht besteht, dass Du fehlerhafte Einträge hast, kann sich eine Selbstauskunft anbieten – schließlich kannst Du nie wissen, ob alle gespeicherten Inhalte korrekt sind. Ein falscher Schufa Eintrag kann beispielsweise entstehen, wenn ein Nachbar den gleichen Namen hat. Auch können sich veraltete Daten in Ihrer Schufa befinden. Wenn Du tatsächlich Inhalte entdeckst, die Deiner Meinung nach gelöscht werden müssen, kannst Du Widerspruch gegen den Schufa Eintrag einlegen.